Montag, 21. November 2011

Das erste mal mit Schlittenhunden unterwegs

Nun in der zweiten Novemberhälfte liegt in Pierceland Sakatschuwan endlich genug Schnee. Dies ist der langersehnte Augenblick, wo wir das erste mal mit den Alaskan Husky und einem Hundeschlitten unterwegs sein können. Unser musher Gerry fragte uns doghandler beim Frühstück, wer denn als erstes mitwolle. Ich zeigte sofort auf meine Reisebegleitung, bevor diese auch nur ja oder nein sagen konnte. Also bestiegen mein doghandlerfreund und unser musher den Tandemschlitten und verschwanden mit ihren 12 Hunden in den schneebedeckten Feldern.
Nach etwa 2 Stunden kehrten sie zurück. Beide hatten Ähnlichkeiten mit Schneemänner. Schnee in den Augenbrauen, in den Mützen, auf den Jacken, alles weiß. „Seid ihr umgekippt?“ wollte ich wissen. „Nein“ sagten die beiden schmunzelnd. „Aber Dein Freund ist einmal abgefallen und in den Schnee getaucht“, ergänzte der musher.
Obwohl ich in meiner Jugend in Skandinavien sehr viel Ski gefahren bin und insofern einen Vorteil hatte, war ich mir doch sicher, dass ich auch zumindest einmal vom Schlitten fallen würde. Aber bevor ich mir noch mehr Gedanken darüber machen konnte sagte Gerry (nicht etwas zu mir, nein zu seinen Hunden): "Are you ready! All right“ Und sofort ging es mit einem Ruck los. 
Kurz vor der Abfahrt bekomme ich noch letzte Instruktionen.

Hunde die bis eben noch wild gejault, gekläft und in die Höhe gesprungen waren gaben augenblicklich kein Mucks mehr von sich. Nur noch der Wind in den Bäumen, ein hecheln hier und da sowie die aufkommenden Hundepfoten auf dem trail waren zu hören. Alle Hunde waren so glücklich endlich loszukommen, dass sie rannten als sei der Teufel persönlich hinter ihnen her, worauf hin Gerry sich zu mir umdreht und sagte. „Auf die dragmat“! Die dragmat ist, neben den beiden snowhooks und der richtigen Bremse, so eine Art leichter Bremse, mit der die Geschwindigkeit reguliert wird, so dass die Hunde ständig zwischen einem leichten Galopp und einem schnellen Trab wechseln. Es ist bei genauerer Betrachtung einfach ein Stück raues Plastik, Autoreifen oder ähnliches, auf das man sich stellen kann, um die Fahrt ein wenig zu verlangsamen, und auf dem man dann hinter dem Schlitten hinterher geschleift wird. „Ok, dachte ich, einen Fuß kann ich vielleicht riskieren und setze vorsichtig meinen Fuß auf die Matte, woraufhin ich sofort in einem Schneegestöber stand. „Ok“, sagte meine musher nach einer Weile und ich durfte zurück auf die Runners, also die Kufen, was sich sofort viel sicherer anfühlte. Bis jetzt ging es zumeist geradeaus, was ich zwar nicht sehen konnte, da ich hinten auf dem Tandemschlitten stand. Doch so war es. Sollte aber nicht so bleiben. Das einzige was ich sehen konnte war der Rücken von meinem Vordermann. Und dann kam die Kurve. Ich dachte an seine einprägsamen Worte vom Frühstück: Egal was auch passiert, niemals den Schlitten loslassen. Die Kurve schleuderte mich weit nach außen. Aber ich hielt mich krampfhaft an meiner handelbar fest, ging in die Knie, die Hunde legten noch einmal an Geschwindigkeit zu, mein einer Fuß war nach einem plötzlichen Holpern auf einmal in der Luft. Doch dann fand ich wieder halt und es kam eine Gerade, in der die Huskys wieder ein wenig langsamer trabten. "You still there?" , fragte mein musher? "Yes, accidently".

Viele Biegungen später war ich immer noch nicht abgefallen. Immer fanden die Schlittenhunde besonders gefallen daran, in den Kurven am schnellsten zu laufen. Manchmal schauten sie danach verschmitzt zurück, ob alle noch auf dem Schlitten waren. Als ob sie sagen wollten, Hey, das war doch ein juhu-Kurve! Toll oder? 

Nach den Feldern, kam ein kleiner Berg der bedeckt ist mit jungen Bäumen. Einige kamen mir auf dem Weg nach unten bedrohlich nahe. Puh, das war überstanden. Der kleine Hain lag hinter uns, als vor uns der Wald auftauchte. Bäume soweit das Auge reicht. Der Trail im Wald hatte viele Löcher, die noch nicht mit Schnee gefüllt waren, enge Kurven, plötzliche Senken und steile Anstiege. Ich konnte immer nur den Rücken des mushers vor mir sehen. Es war wie blind Skifahren, immer den Berg runter, ohne zu wissen, wo eine kleine Sprungschanze ist, einfach nach Gefühl. Und dann ging es abwärts auf die Firetoweroad. Mein musher stand auf der Bremse und sagte „Easy“ zu seinen Hunden, um sie ein wenig langsamer laufen zu lassen. Und plötzlich „Gee“, ein rechtskurve am hurtslake. In Gedanken war ich schon abgefallen, so sehr wurde ich hinten auf dem Schlitten herumgeschleudert, doch ich fiel nicht ab, immer noch nicht. Ohne ein Blick auf den vermutlich wunderschönen See geworfen zu haben ging es zurück nach Hause. Und alles ohne Zwischenfälle. An einer kleinen Tanne machten wir noch einmal halt. Nachdem Gerry den Hunden ein langgezogenes „Wooo“ zugerufen hatte, wurde sie erstaunlich langsam, worauf hin er einen kleinen blauen snowhook (Schneeanker), der mich an ein Schiffsanker erinnerte, im Vorbeifahren an einer jungen Tanne befestigte. Dann standen die Pelzgesichter plötzlich. Der Leader pinkelte gegen einen Baum, die Pointdogs hinter ihm schnappten sich eine Schnauze voll Schnee und jeder wurde von Gerry gestreichelt und bekam zu hören, was für ein guter Hund er oder sie heute war. Nach kurzer Pause fuhren wir heim. Trotz aller Versuche und böser Vorahnungen habe ich es nicht geschafft an diesem Tag vom Schlitten zu fallen.
Am nächsten Tag allerdings, hat es mich auch mal vom Schlitten gehauen…bin aber weich im Schnee gelandet. 

Von nun an dürfen wir vorne fahren. Und wer vorne steht, der lenkt. Eine „Fahrstunde“ haben wir schon gehabt, und unser Schlitten ist immer noch heil….obwohl ich einmal sehr nahe an einem echt dicken Baum vorbeigefahren bin. Der hinter mir stehende musher meinte daraufhin nur trocken:„ So nahe war ich diesem Baum noch nie“. „Und hast Du jetzt Angst, weil ich fast dagegen gefahren bin?“, fragte ich darauf hin. „Wir waren nahe dran…aber das zählt nur etwas beim Hufeisenwerfen oder beim Handtieren mit Handgraten“, antwortete mein Hintermann. Dann kann es ja nur besser werden. Weil Vorsicht besser ist als Nachsicht und auch um meine geschätzten Anverwandten nicht mit Albträumen zu belasten, werden wir aber in Zukunft einen Sturzhelm tragen, den wir jüngst im Keller des Hauses fanden. Also: Bloß keine Panik!

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hei Zora,

du hast eine tolle Schreibe.


Liebe Grüße

Kai

Anonym hat gesagt…

(-:

pullarstern hat gesagt…

Hab Euren Blog jetzt erst "in die Hände " bekommen. Liest sich wie ein Abenteuer:) Grüße aus 144471 von Daisys und Cosmos Dosenöffner