Donnerstag, 16. Februar 2012

Comox Valley

Seit nun mehr 2 Monaten leben wir im Comox Vallex, die 59stigst größte metropole Region Kanadas gelegen auf Vancouver Island. Zwei Inseln und unzählige eher kleinere Dörfer wie auch die kleine Stadt Courtenay gehören dazu. Wenn man sich das alles so anschaut passt das Wort „Metropole“ eigentlich überhaupt nicht. Alles erscheint einfach zu klein.
Obwohl es überall sonst in Kanada und in weiten Teilen Europas eisig zu sein scheint, ist es hier mitunter schon Recht frühlingshaft. Natürlich regnet es ungemein viel. Aber wenn es einmal trocken ist, dann gehen wir gerne mit der gesamten Hundebande, bestehend aus unseren beiden Hunden und den drei spazierfähigen Hunden unserer Vermieterin Bonnie in den Wald und erforschen die unterschiedlichen trails.

Mit den Hunden auf dem Bevan Trail
Gelegentlich verschwinden die Hunde im Unterholz. Wenn Sie dann wieder auftauchen, dann haben sie stets einige alte Rehteile dabei, die sie mit nach Hause schleppen, um dann den Rest des Tages darauf herum zu kauen.

Brynn und ein alter Rehknochen
Obwohl die Natur hier mit den riesigen alten Bäumen, den über uns kreisenden Adlern und sonstigen Getier oft unglaublich schön ist, treffen wir auf unseren Wanderungen aber auch immer wieder auf wilde Müllkippen, die so gar nicht ins Bild passen.
Wilde Müllkippe
Leider ist das Bewusstsein der Kanadier für umweltschonende Mülltrennung und Beseitigung zumeist nicht sehr weit fortgeschritten, so dass Geschäfte weder Batterien noch Pfandflaschen zurücknehmen und viele Kanadier ihren Müll ganz simpel hintern Haus in einer Feuertonne verbrennen oder einfach irgendwo in den Wald kippen.
Abgesehen von den wilden Müllkippen fanden wir auch die restlos abgeholzten Flächen nicht ins Bild passend. Diese Flächen werden „Clear Cut „ genannt. Große Logging Companys holzen bei dieser Technik alle Bäume ab, egal ob alt oder jung. Danach schicken sie eine Horde Treeplanter (BaumpflanzerInnen) um die Gebiete wieder auf zu forsten.
Clear cut
Und nach einigen Jahren beginnt das Spiel von neuen. Nur dass die Zeiten, in denen die Bäume wachsen können, bevor sich wieder abgeholzt werden immer kürzer werden.
Letzte Woche gab es in der öffentlichen Bibliothek (www.virl.bc.ca) eine Lesung von einer Treeplanterin, die in ihrem Leben bereits eine Millionen Bäume gepflanzt hat. In ihrem neuen Buch „Eating Dirt“ beschreibt sie diesen körperlich sehr aushöhlenden job, der ihr doch so viel bedeutet und den sie liebte, solange sie ihn ausüben konnte. Sie beschrieb das Leben in der den oftmals abgelegensten Gebieten, nur mit ein paar anderen Treeplanter und ihren Hunden. Da Treeplanter pro eingegrabenen Setzling bezahlt werden und für jeden Setzling nur wenige Cents bekommen, müssen sie schnell arbeiten, um davon leben zu können. Die wirklich guten Arbeiter verdienen mitunter 350 Dollar am Tag, Neulinge zumeist kaum mehr als 20. Was allen Treeplantern aber nach einiger Zeit gemein ist: Sie bekommen ein anderes Zeitgefühl. Alles und jeder erscheint ihnen zu langsam. Sie reden schnell, sie essen schnell, sie müssen immer schnell los, auch wenn sie frei haben scheint der nächste Setzling sie anzutreiben und der nächste Setzling und der nächste Setzling. Trotzdem ist Treeplanting ein sehr gefragtes Berufsfeld. Als Neueinsteiger auf der Insel ist hier aber schwer heranzukommen. Leichter ist es da schon eine saisonale Arbeit auf dem „Mount Washington Ski Resort“ zu bekommen; aber auch nicht so leicht. Aus eigener Erfahrung würde ich immer raten vorher den sogenannten „jobshop“ (www.thejobshop.ca) zu besuchen. Hier ist es möglich sich über das Procedere beim Jobinterview zu informieren um somit dann nicht von überraschenden Fragen aus der Bahn geworfen zu werden.
Wir haben hier inzwischen so viel Zeit mit dem Suchen eines jobs verbracht, dass sich die Jobsuche nun schon anzufühlen beginnt, als hätten wir quasi einen job als „Jobsuchender“…natürlich ohne Bezahlung versteht sich. Trotzdem wir uns gerade mitten in der Skisaison befinden und ständig Leute auf dem Ski Resort gefeuert werden, kommen doch auch immer neuer BewerberInnnen. Die Glücklichen, die es schaffen auf dem Berg einen job zu ergattern, bekommen zusätzlich einen kostenfreien Skipass, Unterricht und Ausrüstung, weswegen die jobs natürlich noch begehrter sind. Offene Stellen finden sich im internet unter www. mountwashington.ca oder auf Nachfrage bei den einzelnen Departments und bei Owen Embree, der als Anlaufstelle für Arbeitssuchende auf dem mountain immer Freitags persönlich zur Verfügung steht. 


Im Schneesturm auf dem Mount Washington
Obwohl ich schon gerne einen job auf dem mountain hätte, habe ich doch inzwischen wenig Hoffnung noch einen zu bekommen. Und das ist schade, da ich mich doch immer heimischer hier fühle. Besonders in der Nähe des Meeres zu wohnen ist für mich e in Traum.
Wann immer es möglich ist machen wir einen Ausflug ans Meer. Dort finde ich wundervolle Steine und Schneckengehäuse. Schwer wiegen meine Taschen, wenn wir danach nach Hause kommen. Und meine Reisebegleitung spricht von teurem Übergepäck, sollte ich weiterhin versuchen, den halben Strand einzupacken.
Nebeliger Morgen am Meer, der Boden ist übersät mit angeschwemmten Seaweed, welches hier gerne als Dünger für den Garten genutzt wird

Steine von Goose Spit (Comox)

Auch für Rugbyinteressierte hat Comox Vallex etwas zu bieten. Der örtliche Rugbyclub Kickers (http://kickersrugby.ca/) läd jeden und jede zu ihrem Training am Dienstag und Donnerstag ein.
Kickers Männermannchaft bei einem Ligaspiel am 12.02.2012

Valentinsstag brachte mich um mein Rugby Training! Stattdessen ging ich spazieren und fand ein Herzstein.
So sehr ich mich auch Zuhause fühle in unserem Waldhaus auf Vancouver Island…das Weiterziehen rückt mit jedem Tag näher. Und ich sehe es gespalten. Einerseits wird es mir schwer fallen, diesen Ort wieder zu verlassen. Andererseits freue ich mich schon wieder auf die neuen Abenteuer, die das Reisen mit sich bringt. Ich bedaure nur, dass es noch zu kalt zum Zelten ist und wir darum auf andere Unterkünfte zurück greifen werden müssen. Und obwohl die meisten Kanadier und auch etliche Herbergen sehr hundefreundlich sind, mag es doch recht hilfreich sein, dass ich vor kurzen über eine Seite im Internet gestolpert bin, die kanadaweit hundefreundliche Unterbringungen gelistet hat (http://www.pawsperouspets.com/travel.shtml#bc).

Aber wer weiß, vielleicht brauchen wir diese Seite ja auch gar nicht. Wir haben uns entschlossen erst morgen eine Entscheidung über die weitere Gestaltung unseres Lebens zu treffen, was unsere Vermieterin eher lustig fand. Bonnie meint, man könne das Leben sowieso nur „soso“ planen. Die meisten Dinge passieren einfach ohne, dass man sie geplant hat, sagt sie. Nicht ganz falsch, wie ich finde. 
Aber versucht ja nie am Valentinstag zum Training zu kommen. Da lassen die offenbar romantisch veranlagten RugbyspielerInnen auch gern mal spontan ein Training ausfallen, wie ich überraschend feststellen musste.