Dienstag, 14. Juni 2011

Die „Ontario Driverslicense“ oder mein vierter Führerschein


Um ein Auto anmelden zu können, ist es vonnöten, eine Ontario Driverslicense zu besitzen. Zwar habe ich schon einen deutschen, einen europäischen und einen internationalen Führerschein, doch diese nützen mir hier níchts. Zwar darf ich mit meiner derzeitigen Führerscheinsammlung 3 Monate in Kanada Auto fahren; ein Auto oder Camper anmelden kann ich jedoch nicht. Darum beschloss ich kurzerhand meine Sammlung an Führerscheinen um einen weiteren anwachsen zu lassen und ging frohen Mutes zu einer Zweigstelle von „service Ontario“, bei der dieses zu beantragen ist. Im Internet war die nächste Zweigstelle im „College Park“ in der Baystreet 777 angegeben (siehe auch https://www.services.gov.on.ca/services/allLocations.do?action=details&id=12043). Dort angekommen, musste ich als erstes zur Rezeption, um dort eine Nummer zu ziehen. Es war rappeldicke voll. Zum Glück gab es über 30 Sachbearbeiter, die an offenen Empfangschaltern gleichzeig Klienten abfertigten. Trotzdem betrug die Wartezeit immer noch etwa 2 geschlagene Stunden, die sehr anstrengend waren, da die Wartenummern nicht unbedingt in alphabetischer Reihenfolge drankommen, oder besser gesagt nur halbwegs. Die Wartenummer hat immer einen Buchstaben und eine Zahl, in meinem Falle B137. Das System funktioniert nun so, dass wild durcheinander alle Buchstaben drankommen; jedoch die Zahlen einer bestimmten Buchstaben-Kategorie stets ansteigen. Deswegen ist es notwendig die ganze Wartezeit über die blickenden und läutenden Anzeigetafeln im Blick zu behalten. Nur wenn ein anderer B-Klient drankam, war ungefähr zu ersehen, wie weit ich noch von meinem Ziel entfernt war. 

Viel, viel später, als ich endlich an der Reihe war, stand mir eine freundliche Beamtin gegenüber. Nach nur einem Blick auf meine Führerscheine erklärte sie mir, dass sie mir keinen neuen ausstellen könne, da meine Sammlung erst übersetzt werden müsse. „Aber“, protestierte ich, „das eine ist doch ein internationaler Führerschein. Der hat 7 Sprachen, sogar russisch! Und English und französisch!“ Aber die Beamtin schüttelte nur mitleidig den Kopf und überreichte mir einen kleinen Merkzettel. Dann verabschiedete sie sich von mir. Ich hatte etwa 23 Sekunden ihrer zeit beansprucht. Im Rausgehen lass ich, was auf dem zettel stand und zu lesen war:  

Service Ontario
Translation for Driver and Vehicle services will ONLY be accepted from ATIO. Call 1-800-234-5030
OR
The ambassy/Consulate (of the originating country) located in Ontario

Da die deutsche Botschaft schon geschlossen hatte, rief ich die angegebene Nummer an. Hier wurden 2 zertifizierte Übersetzer vorgeschlagen. Ich wählte die Übersetzerin Ruth Segal  (ruthsegaltranslations@gmail.com), der ich eine vergrößerte Kopie meines europäischen Führerscheines faxte. Vielleicht kann ich die Übersetzung schon morgen abholen. Aber heute träume ich ihn erst einmal weiter meinen Traum vom eigenen Vehikel, mit dem ich und meine Hundefreunde durch Kanada fahren.  

Brynn und Lou Ausflug nach Pickering

Einige Tage später...Service Ontario war unzufrieden mit der Arbeit ihrer zertifizierten Übersetzerin. Sie hatte in ihrem Dokument nicht erfasst, wann mein deutscher Führerschein erstmals ausgestellt wurde und außerdem die Übersetzunge von einer gefaxten Kopien gemacht. Freundlicherweise behob Frau Segal dieses Problem, woraufhin ich endlich den benötigten Ontario Führerschein erstehen konnte. Oder besser gesagt einen vorübergehenden. Den echten will man mir per Post zustellen. Da aber gerade ein landesweiter Poststreik in Gange ist, wurde mir gesagt, dass dies bis zu 2 (!) Monaten dauern könnte. Hmm...nicht so schön!

Woofstock: Torontos Hundefestival



Um Kontakte zu anderen Hundefreunden zu bekommen oder irgendetwas – wirklich egal was-  hundespezifische einzukaufen, kann der geneigte Hundefreund dieses Festival benutzen. Es findet im Sommer jeweils im Juni und im Winter im November statt. Das Sommer woofstock Toronto war vergangenes Wochenende; das Winterwoofstock 2011 wird vom 19. Bis 20. November 2011 stattfinden. Der Eintritt ist kostenfrei.


Diesen Sommer bin ich ganz ohne Hund zum „woofstock Festival for dogs“ gegangen. Zwar hatten mir meine Hausgenossen angeboten, ich könnte hierfür ihren Hund ausleihen…doch da der Hund betagt ist und gerade genüsslich auf dem Sofa herumschnarchte, entschied ich mich dagegen. Und das war richtig. Es hätte ihm dort sicher nicht gefallen. Zwar gab es umsonst Hundekuchen, Halstücher und einen kleinen Agility-Parcours, doch eine Freilauffläche gab es nicht. So waren die Hunde also allesamt an Leinen und konnten darum nur sehr eingeschränkt Kontakt zueinander aufnehmen, was ich bedauernswert fand. Dafür gab es umso mehr und alles Mögliche zu kaufen. Jede Art von Hundefutter, Hundebekleidung vom Sonnenhut bis Karnevalskostüm und natürlich auch Spielzeuge. 



Gelegentlich fanden sich auch einige Tierrechtsinitiativen wie z.B. eine Initiative, die gegen die reihenweise Tötung von sogenannten „Kampfhunden“ sowie auch die Tötung von Hunden, die diesen Rassen ähneln ankämpft. Ich fand es traurig, dass diese Hunde hier kaum Lebenserwartung zu haben scheinen. Und natürlich ist es unvorstellbar ungerecht, dass auch ein Boxer, der mit einem Staff verwechselt wird, getötet werden kann. Ich unterschrieb ihre Petition und erhielt einen Dankeschön- Button. Im internet finden sich hierüber mehr  Informationen unter: www.stopk9profiling.com.



Auch einige private Tierkliniken warben auf dem woofstock. Darunter z.B. 2, die 24h Service anbieten. Zum einen das Kingston Road Animal Hospital (www.veetstoronto.com), sowie das Beaches Animal Hospital (www.beachesanimalhospital.com).

Für diejenigen, die hier barfen möchten (barfen beinhaltet frisches Rohfleisch) gab es erfreulicher Weise auch einen Stand auf dem woofstock. Barfen scheinthierzulande eher ungewöhnlich; bis jetzt konnte ich – außer beim Metzger – noch kein Frischfleisch für Hunde erstehen. Doch auch hierfür dürfte es nun eine Lösung geben. Und sie heißt: Mountain Dog Food (www.mountaindogfood.com).
Der Stand, über den ich mich aber weitaus am meisten gefreut habe, war der Stand von K9Dojo, einer Hundeschule, die auch das Fährtensuchen nach dem K9-Prinzip anbietet (www.K9dojo.ca).
Resümierenden würde ich sagen, dass woofstock lohnt einen Besuch. Aber den Vierbeiner sollte man vielleicht besser nicht mitnehmen.
Mehr Informationen zu dem Festival und dem vergangenem Schowprogramm sowie der Wettbewerbe gibt es hier www.woofstock.ca

In Kontakt bleiben mit skype und Handy..aber Achtung: Handy heißt hier cellphone!


Um für eventuelle Arbeitgeber, neue Freunde und was da sonst noch kommen mag erreichbar zu sein, bietet es sich an, ein „ prepaid cellphone“ anzuschaffen. Das günstigste Angebot (für 39 Dollar) fand ich über den Anbieter „Bell“. Zu kaufen ist es derzeit noch in einem Laden namens „ The Source“ im Eaton Center Dundas Street Ecke Young Street. Bitte fragt mich nicht, wo genau in dem Center der „the source“ zu finden ist. Denn das Center ist groß, höllisch groß. Und es gibt keine Hinweistafeln, die helfen, einen bestimmten store zu finden. Mensch muss sich einfach durchfragen. Doch es lohnt sich, da es hier auch andere nützliche Dinge zu kaufen gibt. Für etwa 10 Dollar bekommt man einen Adapter für den heimischen Laptop, dessen Stromkabel nicht in die hier existierenden Steckdosen passt. Außerdem ist der Laden 7 Tage die Woche geöffnet.

Sobald das "prepaid cellphone" erstanden ist, muss es im internet angemeldet und über eine Telefonhotline freigeschaltet werden. Ich fand alle Ansagen der hotline viel zu schnell und bat darum einen meiner neuen Haisgenossen mir zu helfen. Die fanden es auch zu schnell und konnten sich zu nichts entscheiden; und die sind Kanadier! Also irnorierten wir einfach die computergenerierte Telefonstimme, die uns aufforderte, diese oder jene Entscheidung zu treffen, bis wir zu einem lebendigen Operator durchgestellt wurden. Und jetzt funktioniert es!

Mit dem neuen cellphone nach Hause zu telefonieren ist natürlich keine gute Idee. Viel besser ist es- sollte ein Computer greifbar sein - nach Hause zu skypen.  Skype ist ein Programm, mit dem jeder umsonst (wenn gewünscht sogar mit übertragenem Video) telefonieren kann. Egal, wo man sich befindet. Es funktioniert ganz phantastisch und ich mache es jeden Tag. Zudem ist es einfach zu bedienen, so dass sogar ältere Angehörige damit vertraut gemacht werden können, die ansonsten keine besondere Affinität zu Computern haben. Umsonst für windows herunterladen kann man es unter: http://www.skype.com/intl/en/get-skype/on-your-computer/windows/.

Öffentliche Verkehrsmittel: Vom Flughafen in Toronto Pearson int. nach Downtown


Da ich mir ein feines, jedoch kleines Zimmer in Downtown  - genauer gesagt Chinatown – gemietet habe, ging es vom Pearson international weiter mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln. Glücklicherweise ist es im Internet möglich sein spezifisches Reiseziel mit einem Routenplaner der „Toronto Transit Comission“ vorzuplanen. Ihr findet ihn unter http://www3.ttc.ca/.


Nachdem ich ein wenig herumgeirrt war, fand ich schließlich die Haltestelle der „192 ROCKET“. Ich war mir nicht ganz sicher, was für eine Art von Verkehrsmittel da auf mich zukam!? Zum Glück war es nur ein ganz gewöhnlich aussehender Bus, der nach einer Weile um die Ecke bog. Als ich dem Schaffner beim Einsteigen eine 5 Dollar Note hinhielt, winkte er nur ab. „Three dollars, Just Coins!“, sagte er zu mir und machte mir Zeichen wieder auszusteigen. Hilfesuchens sah ich mich um. Sofort kam eine älter Frau, die hinter mir angestanden hatte und wechselte mein Geld. Ich bekam ein Ticket auf dem zu lesen stand „Thank you for riding the ROCKET!“. Ich fand heraus, dass jede Strecke in Toronto, egal wie oft man umsteigt, immer 3 Dollar kostet. Günstigere Tickets für „Kurzstecke“ existieren hier nicht. Es lässt sich jedoch sparen, wenn man in entsprechenden Geschäften kleine Coins kauft (sie werden als "Token" bezeichnet), die nur 2 Dollar 50 pro Stück kosten, und für die es auch einen Fahrschein gibt. 

Um an mein Ziel, die Beverly street zu gelangen, fuhr ich noch U-Bahn (subway) und streetcar (Tram). Manchmal konnte ich mich schwer orientieren. Immer kam dann aber jemand und half mir meinen Weg zu findet.  Es ist kaum zu beschreiben wie aufmerksam und hilfsbereit die Leute sind!
Zur besseren Orientierung habe ich inzwischen jedoch immer diverse Stadtpläne und einen U-Bahn-Plan dabei.

Emigration Officer


Bevor ich jedoch offiziell kanadischen Boden betreten durfte, musste ich mich beim Emigrationofficer melden und diesem meinen „letter of introduction“ zeigen, um ein Visum zu erhalten. In vielen blogs hatte ich etliche Tipps abgefasst und war nun darauf vorbereitet dieser Amtsperson abgesehen von dem „letter of introduction“ meinen Pass, einen Kontoauszug sowie meine Versicherungsunterlagen zu zeigen. Auch war ich in der Lage zu bezeugen, dass ich bereits Leute in Kanada kenne, bei denen ich wohnen werde. Ebenso konnte ich glaubhaft versichern, dass ich mit meiner bereits in Deutschland gesammelten Arbeitspraxis sehr schnell in der Lage sein würde einen Job zu finden. Ich stellte mir vor, man würde mich in ein kleines Büro führen, worin ein Mann im Anzug säße, dem ich nun Rede und Antwort stehen müsste. Doch es kam ganz anders.
Bereits bei einer Passkontrolle wurde ich gefragt, warum ich denn angegeben hätte 365 Tage in Kanada bleiben zu wollen? Wo ich wohnen und was ich arbeiten würde? Ich fand auf alles eine Antwort. Da die Angaben keinesfalls überprüft werden, sind der Phantasie hier keine Grenzen gesetzt.
Nach einer Weile kam ich schließlich auch zu meinem Emigrationofficer. Es war eine Frau und sie hatte keinesfalls ein Büro. Vielmehr saß sie inmitten einer langen Reihe von Schaltern am Schalter Nr 12 und winkte mich mürrisch heran. Ihre ganze Erscheinung war eine einzige Überraschung. Ich hatte eine Person in Businesskleidung erwartet, dieser Officer hingegen trug eine Art Kampfanzug mit Knarre, Knüppel und allem möglichen anderen Tools, mit denen man sicher Horden von plötzlich auftauchenden „Terroristen“ fertigmachen könnte. Ich war etwas eingeschüchtert, zeigte ihr auch gleich sämtliche Unterlagen. Doch sie wollte nur meinen Pass und den „letter of introduction“ sehen. Mürrisch und murmelnd tippte sie irgendwas in ihren Computer, verschwand dann wortlos eine Zeitlang und kam schließlich mit einem Zettel wieder, den sie in meinen Pass tackerte. Dann schaute sie mich an und sagte: „You are done“. Und schickte mich weiter in die nächste Halle, in der ich meinen Koffer einsam auf einem Laufband seine Runden drehen sah. Ich schnappte mir meinen 25, 7 kg schweren Monsterkoffer (man darf eigentlich „nur“ 25 kg mitnehmen; doch Airtransat nimmt es nicht allzu genau damit) und rollte schnell Richtung Ausgang.

Tschüss Deutschland, hello Canada!



Ich bestieg - zusammen mit meinem Monsterkoffer - ein Flugzeug von Airtransat von Hamburg nach Toronto. In einem Reiseführer hatte ich gelesen, die Kanadier würden ernsthaft die Existenz eines Menschen bezweifeln, wenn dieser keine Kreditkarte habe. Tatsächlich hat hier fast jeder einer dieser kleinen Plastikkarten und es ist völlig normal, damit zu bezahlen. Manchmal ist es gar nicht möglich, anders zu bezahlen. Wie in den Flugzeugen der Airtransat. Da ich meine Kopfhörer vergessen hatte, sah ich mich gezwungen, ein neues Paar für drei Dollar zu erwerben, um die während des Fluges gezeigten Filme anschauen zu können. Schon kurz nachdem wir gestartet waren, wurden Kopfhörer, Socken und Decken zum Kauf angeboten. Die einzige mögliche Zahlungsart war allerdings die Kreditkarte, weswegen etliche deutsche Urlauber leer ausgingen, die keine Kreditkarte hatten.
Während des Fluges sah ich nahezu drei mehr oder weniger spannende Filme, die nur in englischer und französischer Sprache angeboten wurden. Kein Deutsch. Ein Problem für meinen Sitznachbar, der sich mir nach einer Weile als „Manfred der Forstwirt“ vorstellte, der des englischen nicht mächtig war. Wir überstanden mehrere relativ matschige Flugzeugmenüs und ich erfuhr detailliert, was es bedeutet ein Forstwirt im Osten Deutschland zu sein. Danke Manfred! Das hat mich perfekt von meiner Flugangst abgelenkt. 

Nach 8 Stunden und 20 Minuten landeten wir in Toronto Pearson international Flughafen. Bereits im Flugzeug ging der Papierkrieg los: Alle mussten eine Erklärung ausfüllen, in der stand warum man wie lange in Kanada sein wollte und was es zu verzollen gab. Bitte diesen Zettel nicht zu tief in einer Tasche versenken! Ich musste ihn zuerst an 2 verschiedenen Stellen vorzeigen, bevor ich schlussendlich aufgefordert wurde, den Zettel abzugeben. Es ist nicht möglich den Flughafen zu verlassen, ohne diesen Wisch abzugeben. Wer ihn  unterwegs auf dem Gelände verliert, darf einen neuen ausfüllen.
In dem Augenblick, da dieser Zettel in die Hände der kanadischen Beamten überwechselt, ist die letzte Hürde genommen und es heißt: "Welcome to Canada!"

Auf nach Kanada: Wie alles anfing



Als mein Entschluss fällt von Potsdam nach Kanada zu gehen, ist es mitten im November 2010. Damals gingen mir in Potsdam diese Novembergedanken im Kopf herum. Ich schrieb in mein Tagebuch das Datum 23.11.2010 und weiter…

Kürzlich habe ich noch gedacht, wie schön der Herbst doch ist. Jetzt ist mir nicht mehr so ganz klar, was ich an dieser Jahreszeit finde. Es ist kalt, stürmisch, nieselt seit Tagen. Mein Zimmer hat 10 Grad Celsius und die Ofenheizung raucht. Der Verkehrslärm ist beständig und ich sitze vor den Büchern und muss für meine letzte Prüfung lernen.  Meine Hündin Brynn schnarcht gemütlich auf ihrer kleinen Hundematratze. Für sie ist alles in Ordnung, solange es genügend Hundekekse und Auslauf in ihrem Leben gibt. Auf der Straße hupen die Autos wütend. Wahrscheinlich wieder so ein Linksabbieger, der das Verbotsschild „linksabbiegen verboten“ nicht gesehen hat.  Und jetzt kommt auch noch die Feuerwehr und fährt vorbei.  Tatütata! Manchmal - aber nur ganz kurz - wünsche ich mir taub zu sein und diesen ganzen Lärm nicht mehr zu hören. Einfach Ruhe im Karton.  Ruhe. Natur. Meer. Durchatmen. Das gibt´ s hier nicht. Stattdessen gute Verkehrsanbindung,  Regionalbahn und S-Bahn nach Berlin, vor dem Haus eine Bushaltestelle mit allen in die umliegenden Regionen fahrenden Nachtbussen und Tageslinien und Express-Bussen und dann noch auf der anderen Seite die Autobahn. Habe ich die Tramlinie erwähnt? Es ist ein Leben wie auf einer Verkehrsinsel. Natürlich hat es auch Vorteile. Mann kommt hier schnell weg, wenn man will.
Und ich will. Schon lange hatte ich dieses Fernweh. Einfach Reisen. Oder noch besser Reisen und Arbeiten.  Und natürlich meinen Hund dabei haben. Nur noch schnell dieses vermaledeite Studium abschließen und dann los, dachte ich. So dachte auch mein Freund, der gerade seinen Doktor in Chemie abschloss und dem der  deutsche Arbeitsmarkt nicht das bieten konnte, was er erhofft hatte.

Vorbereitung 
„Und wohin wollen wir denn nun eigentlich“? fragte ich ihn, als unser Entschluss immer fester wurde. „Naja, dahin, wo sie englisch sprechen. Und wo es Natur gibt. Und wo wir arbeiten können. Und wo man Hunde mitnehmen kann.  Und wo wir vielleicht nur einmal im Leben hinkommen werden. Und wo es Meer gibt. Nach Kanada.“
Wir begannen Reisebücher zu lesen. Das Land gefiel uns immer besser. Abends im Bett lass ich ihm von den Nationalparks vor, von den verlassenen Gegenden, von den uralten Bäumen, dem Regenwald, den Bären und Lachsen.
Ich war ein bisschen unsicher meinen Entschluss unseren Freunden zu offenbaren. Ich dachte: “Die werden mich doch für verrückt erklären“. Ich war ganz sicher sie würden – jedenfalls teilweise - so reagiere: „Hier alles aufgeben und für ein Jahr wegfahren, das ist doch nicht Dein Ernst?“ Doch so war es nicht.  Sie sagten eher so : „Wow, das ist ja toll, das würde ich auch gerne machen! Aber…ich habe gerade diesen Job, den kann ich jetzt nicht kündigen, ich weiß ja nicht, ob ich wieder so einen Job bekomme. Wenn dort etwas schief geht, man keinen Job bekommt oder so etwas, was dann?“  „Sicher“, entgegnete ich darauf, „ein gewisses Risiko ist bestimmt vorhanden. Aber wenn alles schiefgeht…Na, dann kommt man zurück.“
Ich merkte, viele meiner Freunde sind hier gefangen. Gefangene in einem Netz des Alltags,  eines diffusen Sicherheitsdenkens. Ein Lebens, dem ich entkommen möchte.  Ich nahm mir  vor in ungefähr einem halben Jahr los zumachen. Doch dazu brauchte ich ein Visum.

„Working Holiday“ - Visum
Auf der Internetseite der kanadischen Botschaft finde ich die Formulare für ein  „Working Holiday“ – Visum“ ( http://www.canadainternational.gc.ca/germany-allemagne/youth-jeunesse/index.aspx?lang=deu&menu_id=75&menu=L). Dieses ist für ein Jahr gültig und man muss spätestens bis zu seinem 35igsten Lebensjahres beantragt haben (das Mindestalter ist 18 Jahre). Auch andere Visaarten sind auf dieser Seite einsehbar. Ebenso wird der interessierten Leser darüber informiert, wie viele der 4.200 Visa zum gegenwärtigen Zeitpunkt für ein entsprechendes Jahr noch vergeben werden. Es ist also ratsam, schon früh im Jahr ein Visum zu beantragen, da es für Kanada nur dieses begrenzte Kontingent gibt.
 Zahlreiche Seiten im Internet geben weitere nützliche Informationen zum „Working Holiday“ - Visum wie diese hier http://www.working-holiday-visum.de/kanada/working-holiday-visum-kanada.html
Voraussetzungen
Um dieses Visum zu beantragen fehlten mir Unterlagen: Ein gültiger Reisepass und ein polizeiliches Führungszeugnis. Diese beim Einwohnermeldeamt zu beantragen dauert zwischen 2 Wochen und einem Monat. Natürlich entstehen dafür entsprechend der Gebührenordnung Kosten. Außerdem benötige ich Biometrische Passbilder, die ich bei einem Fotographen machen lasse. Aber Vorsicht! Auch ein professioneller Fotograph macht manchmal Bilder, die von amtlicher Seite nicht akzeptiert werden. In diesem Falle am besten zu Sicherheit die Quittung behalten. Der Fotograph muss dann ohne erneute Kosten die Aufnahme widerholen, bis das Amt die Bilder akzeptiert.
Ich fülle die Unterlagen im internet aus, bezahle die Visakosten und schicke sie mit den anderen geforderten Papieren an die Botschaft. Es ist ein dicker Brief, der deutlich mehr kostet als 55 cent.  Einige der Fragen im Fragebogen muten recht seltsam an. Man fragt hier ob ich Kriegsverbrecher bin und ähnliches?! Ok, ich kreuze „nein“ an und nehme es nicht persönlich.
Etwa 5 Wochen später Ende Dezember bekomme ich einen positiven Befund: den sogenannten „letter of introduction“. Juhu: Es kann losgehen!

Das Flugticket für Mensch und Hund
Mir wurde von Freunden ans Herz gelegt das Flugticket schon ein halbes Jahr im Voraus zu buchen. Über das Internet sind die Preise, die es im November für einen Flug von Berlin nach Halifax im Mai 2011 gibt bei  733 Euro. Nach Vancouver liegt der Preis bei 756 Euro. Im Reisebüro sind die Preise ab Hamburg in der Vorsaison 1-26. Juni bei etwa 500,- Euro. Einen Rückflug, der weiter als ein Jahr in der Zukunft liegt lasst sich nicht buchen. Kanada möchte diesen Rückflug oder eine entsprechende finanzielle Grundlage hierfür sehen, bevor ein das Visum am Flughafen von einem Emigrationofficer erteilt wird.
Was sich noch empfehlen lässt, ist eine Reisrücktrittversicherung. Diese richtet sich nach dem Flugpreis und beträgt bei meinem Flug von Hamburg nach Toronto um die 20 Euro. Dadurch kann ich einen Flug verschieben, für den Fall dass ich oder einer meiner engsten Angehörigen ernsthaft krank werden, einen Unfall haben oder jemand stirbt. Sollte dieser Fall eintreten, dann muss man allerdings selbstständig einen neuen Flug buchen und ein „Schadensformular“ ausfüllen.
 Sehr günstige Flüge gibt es zwischen dem 1. und dem 26. Mai. Hier finden sich Anbieter, die einen one-way Flug auch schon um die 400 Euro anbieten. Auch noch kurz vorher lassen sich günstige Flüge bekommen. Für den 9.Juni 2011, an dem ich nun losfliege, gab es noch ein Ticket vom Hamburg nach Toronto für 251 Euro. Und das nur eine Woche vorher! Die Fluggesellschaft heißt übrigens „Air Transat“ und gebucht habe ich über cheaptickets.com.
Der Flug dauert von Hamburg Flughafen bis Toronto Pearson int. 8 Stunden und 20 Minuten. Der Flieger in Hamburg startet um 10.45h und landet in Toronto um 13.05h. Obwohl also 8 Stunden vergehen, ist es alles ein wenig wie „Zurück in die Zukunft“. Das gibt n´ Jetlag!
Besonders wer mit Hund unterwegs ist, möchte ungerne oft umsteigen. Direktflüge sind aber nur von bestimmten Orten in Deutschland möglich z.B. von Hamburg und Frankfurt am Main. Die Reise dauert  dann etwa 7 Stunden, die der Hund in einer speziellen Flugbox verbringt, an die ihn sein Dosenöffner besser frühzeitig gewöhnt. Wir haben schon 2 Monate vor der Reise angefangen unseren Schnuffels die Box durch appetitliche Leckerchen schmackhaft zu machen. Bei den Hundeflugboxen oder Hundetransportboxen ist unbedingt darauf zu achten, dass sie ein Siegel haben, welches diese als „IATA geprüft“ ausweisen. Ansonsten darf  man sie nicht zum Fliegen benutzen. Auch sollte sie groß genug sein; d.h. sie sollten so beschaffen sein, dass der Hund darin aufrecht stehen und sich bequem umdrehen kann. Außerdem muss ein extern befüllbarer Wassernapf verfügbar sein. 
Da die Hunde mitunter sehr unruhig beim Fliegen sind versucht mancher zuvor ein Beruhigungsmittel zu geben. Fakt ist jedoch: Der Hundepassagier, der mitfliegt, darf nicht narkotisiert sein. In Narkose dimmt der Hund seine Körpertemperatur herunter, weswegen wir ihn nach entsprechenden Eingriffen beim Tierarzt zudecken sollten, bis er wieder wach ist. Dies ist im Flieger nicht möglich, so dass der narkotisierte Hund ungesunde Untertemperatur bekommen kann.  Gegen Mittel vom Naturheilpraktiker ist jedoch nichts einzuwenden.  Ich bekam den Tipp mir „Zincum Verianum D6“ zu besorgen. Die TierärtztInnen raten jedoch dazu, das Mittel schon vor dem Flug auszuprobieren, da der Hund mitunter auch sehr gegenteilig reagieren kann.  Gelegentlich werden Hunde dadurch nicht besonders schläfrig, sondern besonders wild, was echt schlechtes timing wäre.
Auch benötigen die Hunde einen internationalen Impfpass und ein Zertifikat vom Amtstierarzt in englischer Sprache. Da wir im Internet keinen passenden Vordruck finden konnten, und unser Amtstieratzt auch keine Lust hatte ein Dokument aufzusetzen, haben wir kurzerhand selber etwas entworfen, was er dann unterschrieb und stempelte.


Und dann war es soweit. Alle Vorbereitungen getroffen, der Koffer gepackt. Abenteuer Kanada! Los geht’s!