Samstag, 10. Dezember 2011

Doghandler wanted in sasketschuwan, Canada

Dies wird demnächst wieder auf sleddogcentral zu lesen, da wir unseren job hier an den Nagel hängen und weiter ziehen. Für alle, die also noch ein Winterabenteuer als doghandler suchen, bei dem sie nicht nur Hunde pflegen, sondern auch auf Schlitten mit ihnen durch die Gegend düsen und -- wenn gewollt - sogar an Rennen teilnehmen, ist dieses Kennel sicher interessant. Unser musher Gerry, der schon etliche Rennen gewonnen hat, darunter den Canadien Challenge, den Torch river Run und den, ist sicher eine der besten Adressen, wenn jemand etwas über middistance races lernen möchte.
Gegenüber dem Gästeklo hängt alles voll mit Trophäen gewonnener Rennen.
Wer aber so ein Leben anstrebt, sollte sich der guten Seiten, aber auch der Schattenseiten dessen bewusst werden. Für mich gehörte hier zu den Schattenseiten die Einsamkeit. Aber wer ohnehin gern alleine ist, für den mag das sicher weniger wichtig sein. Natürlich trifft Mensch auch gelegentlich auf andere Exemplare seiner Art, aber wirklich nur gelegentlich. 
Dieses wie auch die folgenden Bilder wurden von einer "gamecamera" in Pirceland aufgenommen. Die hängt irgendwo im Wald an einem Baum und wenn sich etwas regt, dann macht sie ein Bild.





Viel mehr anzutreffen sind alle möglichen Wildtiere: Moose, Whitetaildeer gleich herdenweise, Kojoten, manchmal Wölfe oder Schneehasen (selten zusammen), Seeadler, Bären,  jede Menge Vogelvieh und dann natürlich die 47 Hunde, allesamt alaskan Huskys.
Wasser gibt es im Morgengrauen, wenn die Augen der Hunde im Licht meiner headlamp schaurig leuchten.
Die täglichen Aufgaben wie füttern, wässern oder Scheiße schaufeln sind in jedem Falle mit guter körperlicher Verfassung leichter zu bewältigen.  Obgleich man auch dann gelegentlich spürt, dass der Rücken vorhanden ist und nicht damit einverstanden zu sein scheint, so oft gebeugt zu werden. Denn 47 Hunde, die 2 mal am Tag gewässert werden, dass bedeutet dann schon 188 mal bücken. Einmal für das Wasser hinstellen, und einmal für das Wasser wegnehmen, bevor es in den Näpfen gefriert. Auch  können die Hunde hier alle zusammen am Tag circa zwischen 94 und 141 Haufen produzieren, die mit dem Eispickel vom Boden gepickelt werden müssen, um dann anschließend mit der Schaufel in Eimer befördert zu werden. Danach kommt dann alles auf einen enormen Hundescheißhaufen und wird kompostiert. Und am nächsten Tag alles wieder von vorne. Wer sich nach einer Weile dann wie Sysiphus vorkommt, hat nicht ganz unrecht. Aber diese Arbeiten gehören einfach dazu.
Dieser tote Hirsch hier wird Hundefutter.
Ebenso gehört das Zubereiten von Hundefutter zum täglichen Geschäft. Es gibt zumeist eine Fleischbrühe mit allenmöglichen Zusätzen wie Öl und Vitaminen und natürlich Kibble (Trockenfutter). Damit einem das Frischfleisch nicht ausgeht, wird gelegentlich herumtelefoniert, ob nicht einer der Nachbarn eine alte Kuh oder ein altes Pferd zu verschenken hat, dass dann hier geschlachtet und sofort zu Hackfleisch verarbeitet wird. Gestern hat jemand angerufen, der zwei alte Pferde loswerden will. Ich bin heilfroh nicht mehr hier zu sein, wenn das Schlachten losgeht. Aber so st es eben. Die Hunde brauchen Fleisch. Vor zwei Wochen bekamen wir von einem Jäger 4 tote Whitetaildeers geschenkt, die unsere Hunde seitdem Stück für Stück zum Abendessen verspeisen. Als wir diese in kleine Stücke verschnetzelt haben, kam ich mir schon ein weniger vor, wie in einem Chainsaw-massacre-Horror-Film.
Die Belohnung für all die Hundepflege ist dann letztlich das Training. Am Anfang fuhren wir zusammen mit dem musher auf einem Tandemschlitten, wenige Tage später schon allein mit einem 6 dog Team (s.vorige Artikel). Manchmal konnte ich das genießen, aber alles in allem habe ich gemerkt, dass ich doch nicht der Typ bin, der das hier auf Dauer machen kann. Unser musher, der etwa 10 Jahre erfahrener ist als ich was Schlittenhunde angeht, liebt das Leben gelegentlich wild und gefährlich. Ich liebe das Leben; einfach nur so. Drum empfindet er waghalsige trails mit engen Kurven und steilen Abhängen als spaßig, während ich jedes Mal hinterher gar nicht recht glauben konnte, wie ich da heil wieder rausgekommen bin. Früher habe ich so etwas genossen; ebenso wie unser musher hier, der früher ein Bullriding Champion war. Obwohl er das Bullriding aufgab, hat er immer noch einen Hang zu sehr aufregenden sportlichen Betätigungen. Was ich auch von mir dachte. So kann man sich irren.
Sicher hätte ich das Hundeschlittenfahren auf schwierigen Trails mit der Zeit lernen können. Und der musher ist auch echt ein Mensch, mit dem man reden kann, der eventuell ein Kompromiss gefunden hätte…aber da es noch viele andere Dinge hier gibt, die mir wenig behagen und ich nicht von mir behaupten kann in der Zeit hier absolut crazy about sleddogs geworden sein, ist es Zeit für mich und meine geschätzte Reisebegleitung weiter zu ziehen.
Abgesehen von dem job als handler, sind auch die Leute, die einem über den Weg laufen,  sehr fixiert auf eine Lebensrealität, die sich im hohen Maße ums Jagen dreht. Ein Thema, bei dem ich null mitreden kann, und was mich auch nicht als solches interessiert. Aber ich habe hier gelernt, diese ganze Jägerkultur zu respektieren; anders geht es hier einfach nicht. Im Umkehrschluss anzunehmen, dass die Bevölkerung hier  irgendein Verständnis für Vegetarier hat ist schlichtweg falsch, weswegen ich diesen Teil meines Lebens nicht unbedingt mehr gegenüber Leuten erwähne.

Dieser lustig gemeinte Aufkleber klebt an unserem Quad.
Womit man sich als handler auch zumeist abfinden muss ist, dass man quasi sehr eng mit den Leuten zusammen wohnt. Das hat der Vorteil, dass sie einen wundervoll bekochen, einem faszinierende Geschichten erzählen und überallhin einladen. Doch möchte man dann mal Zeit nur für sich ist das eher schwierig. Dies kann natürlich auch an der hier vorgelebten Arbeitsmoral liegen. Es ist schon möglich frei zu bekommen, aber eher auf Nachfrage, nicht als regelmäßige Vereinbarung. Dies könnte der oder die nächsten handler auch anders verabreden, denke ich. Wir waren nicht richtig gut darin um einen freien Tag zu bitten, weswegen wir unseren ersten freien Tag auch erst nach ein anderthalb Monaten hatten. Vorher war absolut jeder Tag ein Arbeitstag.
Hier waren die Biber am Werk.
An  meinem freien Tag dann fuhren wir nach Cold Lake. Hin,- und hergerissen einen Nebenjob anzunehmen, oder alles hinzuschmeißen. Wir wanderten durch die nähere Umgebung, passierten Biberhäuser und waren ständig umgeben von einem ohrenbetäubenden Lärm.
Das waren die Kampflieger der nahegelegenen Militärbasis. Wir gingen spazieren und dann in alle möglichen Fast-Food- Restaurants, in denen wir unsere Lage ausgiebig diskutierten. Nach den ganzen Wochen hier hatten wir immer noch keine Leute kennengelernt, weswegen wir also niemanden besuchen konnten. Ich hatte mir sogar überlegt, andere Musiker zu finden, zwecks gemeinsamen Musizierens und dem Knüpfen sozialer Kontakte. Ich fand heraus, dass es zumindest zwei Chöre gab…einen kirchlichen und den anderen von der Militärbasis. Da ich aber nicht besonders christlich bin und mir auch nicht vorstellen kann Loblieder auf das Militär zu singen, nicht mal auf das kanadische, fiel dieser Plan also auch flach. Ich glaube, wenn ich zu der einen oder anderen Chorprobe gegangen wäre, hätte ich demnächst das Gefühl, nicht mehr ich selbst zu sein…das Gefühl quasi von den Borg assimiliert worden zu sein. Wir sind die Borg. Sie werden assimiliert werden. Wiederstand ist zwecklos. No Exit, wie auf einem Straßenschild  unweit unseres jetzigen Heims steht.
Nein, fair ist dieser Vergleich mit unfreundlichen Außerirdischen nicht. Es gibt hier sicher viele faszinierende Menschen. Zu viele davon habe ich noch nicht gesehen. Aber ein paar schon. Am Tage, als wir beschlossen weiterzuziehen, bekamen wir eine Einladung zu einen Wohnzimmerkonzert im örtlichen Bed and Breakfast. Ein wirklich sympathischer (und anscheinend recht bekannter) Musiker  von Kanadas sunshine coast  spielte Gitarre und sang songs. Überall standen jede Menge Kuchen und andere Desserts herum, außerdem Wein und Himbeersaftpunsch (köstlich!).  Da wir uns ja in einem Wohnzimmer befanden, hatten alle - auch der Musiker - ihre Schuhe ausgezogen und liefern in Socken herum. In den Pausen sprachen wir mit etlichen uns vorher gänzlich unbekannten Menschen aus der Gegend, die uns gern zu sich eingeladen hätte, was aber keinen Sinn mehr machte, da wir ihnen sagten, dass wir weiterziehen würden. Daraufhin schrieben einige uns ausufernde Zettel mit Orten, die wir unbedingt auf unserer Reise besuchen sollten. Es war ein bezaubernder Abend. Im Übrigen findet ein solcher Abend an jedem ersten Freitag im Monat statt. Wir hatten das Glück von der freundlichen Besitzerin des Etablissements eingeladen zu werden; ansonsten kostet der Abend etwa 20 Dollar. Getränke, Desserts und anregende Gespräche inbegriffen.
Maguire's Bridge Bed & Breakfast
Nun ist unser letzter Tag in Pierceland angebrochen. Wir verlassen den Ort morgen sich mit einem lachendem,- und einem weinendem Auge. Aber unsere Entscheidung steht fest.
Die Frau des mushers besteht darauf noch unsere Klamotten zu waschen, wir bekamen eine Straßenkarte (auf der die besten Routen und die schönsten Orte von Gerry mit einem gelben Marker gekennzeichnet wurden), eine Tim Hortens Geschenkkarte und etwas Taschengeld geschenkt, und dann sagen sie noch: Sagt Bescheid, wenn ihr gute angekommen seid. Ein sehr familiärer Abschied. Wer weiß, vielleicht werden wir uns einmal wiedersehen.

Montag, 21. November 2011

Das erste mal mit Schlittenhunden unterwegs

Nun in der zweiten Novemberhälfte liegt in Pierceland Sakatschuwan endlich genug Schnee. Dies ist der langersehnte Augenblick, wo wir das erste mal mit den Alaskan Husky und einem Hundeschlitten unterwegs sein können. Unser musher Gerry fragte uns doghandler beim Frühstück, wer denn als erstes mitwolle. Ich zeigte sofort auf meine Reisebegleitung, bevor diese auch nur ja oder nein sagen konnte. Also bestiegen mein doghandlerfreund und unser musher den Tandemschlitten und verschwanden mit ihren 12 Hunden in den schneebedeckten Feldern.
Nach etwa 2 Stunden kehrten sie zurück. Beide hatten Ähnlichkeiten mit Schneemänner. Schnee in den Augenbrauen, in den Mützen, auf den Jacken, alles weiß. „Seid ihr umgekippt?“ wollte ich wissen. „Nein“ sagten die beiden schmunzelnd. „Aber Dein Freund ist einmal abgefallen und in den Schnee getaucht“, ergänzte der musher.
Obwohl ich in meiner Jugend in Skandinavien sehr viel Ski gefahren bin und insofern einen Vorteil hatte, war ich mir doch sicher, dass ich auch zumindest einmal vom Schlitten fallen würde. Aber bevor ich mir noch mehr Gedanken darüber machen konnte sagte Gerry (nicht etwas zu mir, nein zu seinen Hunden): "Are you ready! All right“ Und sofort ging es mit einem Ruck los. 
Kurz vor der Abfahrt bekomme ich noch letzte Instruktionen.

Hunde die bis eben noch wild gejault, gekläft und in die Höhe gesprungen waren gaben augenblicklich kein Mucks mehr von sich. Nur noch der Wind in den Bäumen, ein hecheln hier und da sowie die aufkommenden Hundepfoten auf dem trail waren zu hören. Alle Hunde waren so glücklich endlich loszukommen, dass sie rannten als sei der Teufel persönlich hinter ihnen her, worauf hin Gerry sich zu mir umdreht und sagte. „Auf die dragmat“! Die dragmat ist, neben den beiden snowhooks und der richtigen Bremse, so eine Art leichter Bremse, mit der die Geschwindigkeit reguliert wird, so dass die Hunde ständig zwischen einem leichten Galopp und einem schnellen Trab wechseln. Es ist bei genauerer Betrachtung einfach ein Stück raues Plastik, Autoreifen oder ähnliches, auf das man sich stellen kann, um die Fahrt ein wenig zu verlangsamen, und auf dem man dann hinter dem Schlitten hinterher geschleift wird. „Ok, dachte ich, einen Fuß kann ich vielleicht riskieren und setze vorsichtig meinen Fuß auf die Matte, woraufhin ich sofort in einem Schneegestöber stand. „Ok“, sagte meine musher nach einer Weile und ich durfte zurück auf die Runners, also die Kufen, was sich sofort viel sicherer anfühlte. Bis jetzt ging es zumeist geradeaus, was ich zwar nicht sehen konnte, da ich hinten auf dem Tandemschlitten stand. Doch so war es. Sollte aber nicht so bleiben. Das einzige was ich sehen konnte war der Rücken von meinem Vordermann. Und dann kam die Kurve. Ich dachte an seine einprägsamen Worte vom Frühstück: Egal was auch passiert, niemals den Schlitten loslassen. Die Kurve schleuderte mich weit nach außen. Aber ich hielt mich krampfhaft an meiner handelbar fest, ging in die Knie, die Hunde legten noch einmal an Geschwindigkeit zu, mein einer Fuß war nach einem plötzlichen Holpern auf einmal in der Luft. Doch dann fand ich wieder halt und es kam eine Gerade, in der die Huskys wieder ein wenig langsamer trabten. "You still there?" , fragte mein musher? "Yes, accidently".

Viele Biegungen später war ich immer noch nicht abgefallen. Immer fanden die Schlittenhunde besonders gefallen daran, in den Kurven am schnellsten zu laufen. Manchmal schauten sie danach verschmitzt zurück, ob alle noch auf dem Schlitten waren. Als ob sie sagen wollten, Hey, das war doch ein juhu-Kurve! Toll oder? 

Nach den Feldern, kam ein kleiner Berg der bedeckt ist mit jungen Bäumen. Einige kamen mir auf dem Weg nach unten bedrohlich nahe. Puh, das war überstanden. Der kleine Hain lag hinter uns, als vor uns der Wald auftauchte. Bäume soweit das Auge reicht. Der Trail im Wald hatte viele Löcher, die noch nicht mit Schnee gefüllt waren, enge Kurven, plötzliche Senken und steile Anstiege. Ich konnte immer nur den Rücken des mushers vor mir sehen. Es war wie blind Skifahren, immer den Berg runter, ohne zu wissen, wo eine kleine Sprungschanze ist, einfach nach Gefühl. Und dann ging es abwärts auf die Firetoweroad. Mein musher stand auf der Bremse und sagte „Easy“ zu seinen Hunden, um sie ein wenig langsamer laufen zu lassen. Und plötzlich „Gee“, ein rechtskurve am hurtslake. In Gedanken war ich schon abgefallen, so sehr wurde ich hinten auf dem Schlitten herumgeschleudert, doch ich fiel nicht ab, immer noch nicht. Ohne ein Blick auf den vermutlich wunderschönen See geworfen zu haben ging es zurück nach Hause. Und alles ohne Zwischenfälle. An einer kleinen Tanne machten wir noch einmal halt. Nachdem Gerry den Hunden ein langgezogenes „Wooo“ zugerufen hatte, wurde sie erstaunlich langsam, worauf hin er einen kleinen blauen snowhook (Schneeanker), der mich an ein Schiffsanker erinnerte, im Vorbeifahren an einer jungen Tanne befestigte. Dann standen die Pelzgesichter plötzlich. Der Leader pinkelte gegen einen Baum, die Pointdogs hinter ihm schnappten sich eine Schnauze voll Schnee und jeder wurde von Gerry gestreichelt und bekam zu hören, was für ein guter Hund er oder sie heute war. Nach kurzer Pause fuhren wir heim. Trotz aller Versuche und böser Vorahnungen habe ich es nicht geschafft an diesem Tag vom Schlitten zu fallen.
Am nächsten Tag allerdings, hat es mich auch mal vom Schlitten gehauen…bin aber weich im Schnee gelandet. 

Von nun an dürfen wir vorne fahren. Und wer vorne steht, der lenkt. Eine „Fahrstunde“ haben wir schon gehabt, und unser Schlitten ist immer noch heil….obwohl ich einmal sehr nahe an einem echt dicken Baum vorbeigefahren bin. Der hinter mir stehende musher meinte daraufhin nur trocken:„ So nahe war ich diesem Baum noch nie“. „Und hast Du jetzt Angst, weil ich fast dagegen gefahren bin?“, fragte ich darauf hin. „Wir waren nahe dran…aber das zählt nur etwas beim Hufeisenwerfen oder beim Handtieren mit Handgraten“, antwortete mein Hintermann. Dann kann es ja nur besser werden. Weil Vorsicht besser ist als Nachsicht und auch um meine geschätzten Anverwandten nicht mit Albträumen zu belasten, werden wir aber in Zukunft einen Sturzhelm tragen, den wir jüngst im Keller des Hauses fanden. Also: Bloß keine Panik!

Ausrüstung der Schlittenhunde und die Routine im kennel



Seit kurzem haben wir die ATW´s gegen das Training auf dem Schlitten eingetauscht.

Dieses Fall-Training mit dem Quads gehört nun der Vergangenheit an

Aber bevor wir eigentlich mit den Hunden losfahren können, gibt es erstmal eine Menge andere Dinge zu tun. Als erstes Frühmorgens: Wässern. Um 6 oder 7 Uhr ist es natürlich noch dunkel und viel Hunde kommen gar nicht erst aus ihrem Haus, wenn ich ihnen eine große Kelle lauwarmes Wasser anbiete. Wer trinkt: gut, wer nicht trinkt: auch gut. Das nicht getrunkene Wasser muss allerdings dann wenige Minuten später wieder eingesammelt werden, bevor es gefrieren kann. Dann danach gibt es für die Zweibeiner Frühstück. Immer Toast oder Cerealien, meistens Eier in jeglicher Form und Sonntags Pfannkuchen. Nach dem Frühstück: Saubermachen. Dabei ist es mit all diesem Schnee ein  wenig wie Ostern: Auf der Suche nach kleinen, braunen Eiern…oder so etwas anderem braunen. Vielleicht habt ihr erraten, was ich meine…und wenn nicht, dann seid ihr hoffentlich nicht gerade beim Frühstücken oder ähnlichem, denn ich rede von dogpoo, cigars, dogshit oder auch Hundescheiße, wie man unverblümt im Deutschen sagt. Zumeist gehen wir zu zweit durch das Kennel. Ich mit Schaufel, und meine Reisbegleitung mit einer Rieseneisenstange, mit der die zumeist gefrorenen Haufen, wenn wir sie dann unter dem Schnee gefunden haben, losgepickelt werden. Alles kommt dann in vier große Eimer, die täglich ein oder zweimal auf einem enormen Hundescheißberg gelehrt werden.
Kompostierung von dogpoo
Erst danach werfen wir einen Blick auf die Liste der Hunde, die mit ins Gelände dürfen.

Jeder mit einer leine bewaffnet, lässt sich nun von den aufgeregten Schnuffelmehr oder weniger zur Tie-out-Line schleifen, wo die Huskys darauf warten, ein Geschirr (oder harness) angezogen zu bekommen. 
Hunde, die einen zur Tie-out-line schleifen, wie der einjährige Cornflake, haben gute Chancen darauf später erfolgreiche Leader zu werden meint unser musher. Drum sollen wir sie zu unserem Leidwesen nicht davon abhalten…
Dieses kennel hier verfügt über 4 verschiedenen Arten von harness. Eins hat sich von vornherein als so schlecht erwiesen, dass es nicht mehr benutzt wird, weil die Hunde damit nicht ziehen wollten. Die Konstruktion drückt ihnen beim Ziehen die Luft ab. Und das ist hier wirklich kontraproduktiv, da die Schnuffels ja in jeder Lebenslage ziehen sollen. Die anderen drei sind H-back;- X-back und das seavey- Geschirr, welches hinten einen kleinen Steg hat. Sehr beliebt bei den Hunden; hat aber leider den Nachteil, dass der Steg beim Laufen gern angekackt wird. Denn natürlich hält ein richtiger Schlittenhund nicht an, wenn er mal groß oder klein muss. 
X-back harness

seavey harness

H-back harness

Nicht jedes Geschirr ist gut für jeden Hund. Einige Hunde bekommen leichter als andere eine wunde Stelle unter ihren Achseln (harnessrub). Dann wird oftmals eines der anderen Geschirre für diesen Hund verwendet. Außerdem bekommt der Patient eine Einreibung mit Babypopo-Zinksalbe und läuft von da ab mit der wunden Stelle an der Gangline. Die besonders schwierigen Fälle kriegen darüber hinaus noch ein kleines T-Shirt verpasst. 
Plato mit Hunde-T-shirt

Am Ende des Runs, wenn wir wieder im Kennel sind, warten die Hunde freudig wedelnd vor dem shed (einer kleinen Hütte) auf ihre wohlverdiente Belohnung: Gefrorenen Fisch-Hühnersnacks. Na dann: Guten Appetit!

The legend of a three dogs night


Das sind Teile unsere Ausrüstung: Schuhe und Handschuhe für Extra kaltes Wetter.


Der Schneesturm, der heute Nacht hier gewütet hat ist nun endlich abgeklungen. Gestern Abend war es mit -25,8 Grad Celsius und den wild wirbelnden Schneeflocken, dem eisigen Wind schon ziemlich kalt. Auch die Hunde verhielten sich anders als sonst. Sie blieben eher in ihren kleinen Hundehäusern und sie wussten auch, warum. Mir war irgendwann zumute, wie beim Zahnarzt. Wie unter Betäubung. Kein Gefühl mehr im Kinn, in den Fingern und eben allem, was nicht vor dem eisigen Wind geschützt war. 
Später am Abend, als ich meine mails anschaute schrieb mir ein lieber Freund es werde jetzt kalt in Deutschland. Schon 0 Grad. Ha! Da kann ich ja nur lachen…Aber immerhin haben wir hier gute Winterklamotten und ihr nicht, was es wirklich alles viel erträglicher macht. Auch ist die länger anhaltende Kälte abhärtend. Wir finden es noch nicht so sehr kalt. ...obgleich mein geliebter handler Kollege heute seinen ersten frostbite an seinem zarten Ohr bemerkt hat.

Doch wenn mensch heute Nacht draußen campen wollte, dann wäre es sicher demnächst eine „three dogs night“ (Drei-Hunde-Nacht) wie es hier heißt. Diese Redensart geht auf eine alte musher-Legende zurück, nach der die im Winter campenden musher am Abend ihr Zelt aufgeschlagen haben und prüfend davor standen. War es etwas kalt, dann schnappten sie sich einen ihrer Schlittenhunde und teilten für die Nacht das Zelt, während der Rest des Teams draußen schlief. War es noch um einiges kälter, dann wurden zwei Hunde mit im Zelt einquartiert. Und wenn es tödlich kalt war, dann war es ein „three dog night“ und der Hundeführer ruhte neben, über und unter drei seiner pelzigen Gefährten. Wer sich das gerne bildlich vorstellen möchte kann es entweder selber mal probieren, oder sich hier eine entsprechende Plastik anschauen (link: http://oxbowart.com/ThreeDogNight.aspx).
Bronze sculpture by Gareth Andrews

Montag, 7. November 2011

Hallowen und the haunted house

2 Monster von Übersee, die zu Besuch bei den Walkers sind

Kandierte Äpfel für Hallowen-Monsterchen


Im Eingang zum haunted house

Vor kurzem war Halloween. Es sind etwa 6 Kinder vorbeigekommen, die “Trick or Treat”( böser Streich oder Süßigkeiten) vor der Haustür skandierten, woraufhin sie von unserer Hausherrin Brenda mit kandierten Äpfeln und anderen hausgemachten Süßigkeiten belohnt wurden. Früher am Tage erzählte man uns, dass es seit ein paar Jahren immer wieder ein paar Verrückte gäbe, die in die Kinderüberraschungen wie Äpfel und anderes Nägel und Rasierklingen einschmuggelten, weswegen es eine Zeitlang absolut out gewesen sei, Hausgemachtes zu verschenken. Aber diese kleinen Monster, die an unsere Tür kamen, sind alle Bekannte. Und darum vertrauten die im Hintergrund stehenden Eltern natürlich auch darauf, dass sich nichts Gefährliches in den dargereichten Süßigkeiten verbirgt. 

Nach Kurzem Aufenthalt zogen die Dreikäsehoche weiter, um sich auf einer Kinderparty auszutoben. Aber auch für die Erwachsenen gibt es jedes Jahr an Hallowen in Pirceland etwas zu erleben: Das „haunted house“ (heimgesuchte Haus). In einem ehemaligen Geschäft, das seit Jahren leer steht, haben Halloween Fans eine kleine Geisterbahn eingerichtet. Für 4$ für Zombies und 2 für Kinder hat sich so ziemlich das ganze Dorf die Show angeschaut. Beim betreten der Geisterbahn, hatte meine Reisebegleitung noch die Erlaubnis bekommen, Fotos zu machen. Aber daraus wurde dann nichts, weil Brenda und meine Reisebegleitung (Frau Z.) die ganze Zeit schreien und mit ihrer Angst zu kämpfen hatten. Ja, die Leute hatten sich wirklich was einfallen lassen. Es gab Szenen aus fast allen bekannten Horror Filmen. So spielte der örtliche Förster- Exorzist und versuchte einer kranken Lady, deren Kopf sich um die eigene Achse drehte, den Teufel auszutreiben. Wahrscheinlich kennen alle die Szene aus dem Film „Der Exorzist“. Dann gab noch Leute die vorgaben menschliche Eingeweide zu essen und welche die mit Kettensägen rumrannten. Da hatte ich sogar ein bisschen Angst, weil mensch hier nie so genau weiß, ob dies nicht doch echte Kettensägen sind (viele Leute haben es hier nicht so mit Sicherheitsbestimmungen). So meinte auch Brenda, es könnte eine von diesen elektrischen gewesen sein. Schließlich gab es dann noch Szenen aus Chuky, Es und anderen Filmen, sowie einen dunklen Gang. Keiner konnte darin was sehen und mensch wurde aus dem Dunkeln angegrabscht, weswegen meine schlotternde Reisebegleitung den Gang zum großen Teil an meinen Hosenbeinen zuppelnd auf dem Fussboden verbrachte und damit den ganzen Verkehr aufhielt. Bis unser Hausherr irgendwann fragte „Are we moving?“ Ab da ging es dann etwas schneller weiter, frei nach dem Motto „schnell raus hier“. Wie gesagt, können wir euch von den Szenen darum leider keine Fotos präsentieren.