Montag, 23. Januar 2012

Unser Leben Auf Vancouver Island

Wir wohnen jetzt im Lake Trail Gustehouse. Mit der wirklich netten und extrovertierten Besitzerin Bonnie haben wir einen Deal ausgemacht: Wir arbeiten am Tag 2.5 h für sie und brauchen dafür nur die Hälfte der Miete zu bezahlen (350$ im Monat). Meine erste Aufgabe bestand darin ein Schild mit der Aufschrift: „Lake Trail Guesthouse“ zu basteln. Da Hostels bei Familien (die mehr Geld einbringen) einen schlechten Ruf haben, hat sich Bonnie in den Kopf gesetzt, aus ihrem vormaligen Hostel ein Guesthouse (also eine Pension) zu machen. Dies sollte nun mit einem schönen, neuen Schild vollendet werden. Als dann die erste Familie kam, bemerkte die Mutter, das es nur zwei Bäder, sowie eine Küche für alle BewohnerInnen gab. Voller Verwunderung fragte sie schließlich: Dies ist nicht wirklich ein Guesthouse? Das ist eher ein Hostel, nicht wahr? Tja, dieser schöne Platz bedürfte wirklich einer Renovierung, um daraus ein Guesthouse zu machen. Aber das kostet wahrscheinlich zu viel.
Weiterhin gibt es auf Bonnie‘s Grundstück neben sehr viel Wildwuchs auch 50 alte Apfelbäume. Diese wurden seit Ewigkeiten nicht beschnitten.

Dieser Apfelbaum wurde seit vielen Jahren nicht beschnitten und schaut entsprechend wild aus.

Das verleiht diesen Bäumen im Winter eine etwas gruselige Gestalt - aber trotzdem schön. Da Bonnie neuerdings bestrebt ist, mir neue Dinge beizubringen, ging es nach einer kurzen theoretischen Einführung ins "pruning" (beschneiden von Bäumen) mit der Gartenschere los. Jetzt sehen einige Bäume wirklich ziemlich kahl aus. Aber ich soll das ganz gut gemacht haben, sagt zumindest der Nachbar.

Dieser Baum ist nun fertig frisiert.

Ansonsten helfen wir Bonnie beim Putzen und wenn sie mal nichts zu tun hat, dann werden wir an Nachbarn und Freunde ausgeliehen. So duften wir bei ihrer Nachbarin die Fenster und den Rest des Hauses putzen. Das war übrigens Bonnie’s Weihnachtsgeschenk an ihre Nachbarin. Aber wir wurden auch schon weiter weg geschickt. So zu ihrer Freundin nach Quadra Island. Eine kleine Insel im Norden. Dort hatten wir unsere eigene Hütte. Quadra Island ist sehr beliebt bei Touristen im Sommer und es ist wirklich schön dort.
Treibholz im "Goose Spit" National Park auf Quadra Island.
Neben jeder Menge Treibholz, gibt es lange Strände, an denen wir mit unseren Hunden spazieren gehen konnten. Leider war die Besitzerin der kleinen Pension aif Quadra eine richtige Schinderin. So sollten wir immer alles Mögliche machen und ich konnte nie eine Arbeit beenden, weil es schon wieder was anderes wichtigeres gab. So sollte ich ein erst Geländer bauen. Als ich aber gerade anfing zu sägen, musste ich einen alten Kühlschrank tragen. Doch dann auf einmal, war wieder das Putzen des Flurs wichtig, dann, aber gleichzeitig sollte auch die Badbaustelle weitergetriben werden u.s.w..Dies führte nach zwei Tagen dazu, dass sich das Geländer in eine Falle verwandelt hatte, da es zwar fertig aber nicht angeschraubt an seinem Platz stand. Der Kühlschrank blockierte die Tür eines Bewohners, sodass dieser durch einen Schuppen kriechen musste, um nach draußen zu kommen. Zum Glück musste die Besitzerin einen ganzen Tag weg und gab uns diverse Aufgaben. Als erstes sollten wir die Kacheln in einer Dusche verfugen. Ganz nebenbei bemerkt, war dafür schon ein Handwerker vorgesehen, den sie bezahlen wollte. Aber sie hatte ja uns, ihre Sklaven, denen sie nur eine Hütte geben brauchte. Wir fingen also an das Mosaik in der Dusche zu verfugen. Es dauerte den ganzen verdammten Tag. Aber ich war trotzdem zufrieden, da es echt gut aussah und ich mal wieder was gelernt hatte. Am nächsten Tag, wunderte sich dann die Besitzerin warum wir nicht alles in 2,5 h geschafft hatten. Warum z. B. der Garten noch nicht mit Algen, die wir aus dem Meer fischen sollten, bedeckt war. Na, ja ich wollte mich nicht streiten. Auf jeden Fall war sie mit der Dusche echt zufrieden und lud meine Reisebegleiterin auf eine Girlsparty ein. Hier konnten einige Frauen ihrer täglichen Unterdrückung ein Ventil verpassen. Eines der Hauptthemen war: Wie soll Frau, Männern beibringen, dass sie im Sitzen pinkeln. Dazu wurden verschiedene Lösungsmodelle vorgeschlagen. Einige Frauen gingen in einen Putzstreik, was dazu führte, das die Töchter putzen mussten. Einige schickten ihre Töchter vor, die ihren Vätern die Leviten lesen sollten - hat funktioniert. Ein besonders heiß diskutierter Vorschlag war den Männern einen Stromschlag zu verpassen. So hatte ein Mann in Polen von einer Brücke gepinkelt und dabei eine Zug-Stromleitung getroffen. Er wurde gegrillt und das war auch richtig so, meinten einige. Tja, da war ich echt froh nicht eingeladen gewesen zu sein. Aber sie hatten recht. Ich darf im Gasthaus jeden Tag Klos putzen und es gibt seit zwei Wochen einen Stehpinkler. Jedenfalls schaut mich jeden morgen, das Klobecken mit hochgeklappter Brille an und der Fussboden, die Wände und das Klo selbst sind mit gelber Pisse besprenkelt. Tut es doch draußen! Da ist es eh viel schöner, denke ich seitdem jeden morgen.

Diese Zettel befanden sich in unseren Christmas Knallbonbons zusammen mit einer bunten Papierkrone und kleinem Plastikspielzeug.

Pünktlich zu Silvester kam auch unser Weihnachtspacket mit Karten und jahreszeitlich passsender Dekoration an.
Weihnachten verbrachten wir auch hier auf Vancouver Island. Am 25. 12 gab es ein Büfett in Bonnie’s Haus und alle Mieter und Herbergsgäste waren eingeladen. Nachdem ein zwei Flaschen Wein geleert waren, beschloss Bonnie ihre Nachbarin zu überraschen. Das heißt alle Gäste bekamen ein paar ausgedruckte Weihnachtslieder verpasst und mussten ihrer Nachbarin was vorsingen. Aufgrund Bonnies´resoluter Art, traute sich niemand, sich zu drücken. Und so war der Chor einigermaßen laut, wenn auch nicht immer ganz melodisch.
Am nächsten Tag hatte Bonnie für jeden Bewohner einen Strumpf unter den Plasteweihnachtsbaum gelegt. Das war echt nett und wir bekamen sogar über die Feiertage frei. Der Silvesterabend hatte sich für mich im nach hinein wirklich gelohnt. Auch hier wurden Nachbarn und Gäste eingeladen um dem Glücksspiel zu frönen. So wurde gespielt - eine Karten- Brettspiel Kombination. Jeder konnte ein Dollar in ein Cent Stücken umtauschen und es ging los. Doch schon nach fünf Minuten entbrach ein wilder Streit über die Spielregeln und ich, der das Spiel noch nie gesehen hatte, war ziemlich verzweifelt. Nach ca. 1 h waren sich dann alle einig über die Spielregeln. Meine Reisebegleiterin hatte schon die Runde verlassen und glaubte ich würde mit leeren Taschen wiederkommen. Doch ich hatte Glück, gewann das Spiel und sahnte sagenhafte 4 Dollar ab. Den Rest des Abends verbrachten wir dann mit und den Hunden am Lagerfeuer.

Zwischen den Feiertagen nutzten wir die Zeit, um Bewerbungen für Jobs zu schreiben. Es ist nämlich so, das mensch hier sogar für jeden noch so mickrigen Job ein Resume braucht. Sogar wenn ich als Tellerwäscher arbeiten will. Na ja, die Jobsuche kann echt frustrierend sein, zumal im Winter die Jobs hier rar sind. Es gibt zwar das Mount Washington Alpine Resort, doch die hatten schon ihre 900 Jobs vergeben. Zudem gab es auch nicht genügend Schnee und Gäste. Wie uns auch schon verraten wurde, werden die Jobs generell bevorzugt an Einheimische vergeben. Deshalb werden wir wohl wieder einmal umziehen müssen. Tja, aber dazu mussten wir erstmal unser Auto reparieren lassen. Wie sich herausstellte, kam das schleifende Geräusch von unserer nicht mehr vorhandenen Bremse. Das sogenannte Pad- mit dem mensch bremst, war vollkommen weg und wir bremsten seitdem mit dem Metallteil, auf dem das Pad sitzt. Glücklicherweise wurde uns ein billiger Mechaniker empfohlen und der hat alles für 120 $ repariert. Er meinte auch, das die Bremsen zwei Jahre halten und das, als wir das Auto gekauft hätten, die Bremsen nur max. zu 10% vorhanden gewesen sein können. Das heißt, das unserer Safety Dokument oder zu deutsch der TÜV gefälscht war. Gruselige Vorstellunge. Aber jetzt ist ja alles wieder gut!

Montag, 16. Januar 2012

Fahrt nach Vancouver Island durch die Rockie Mountains.

Nachdem wir uns nun entschlossen hatten, den Musher mit seinen Schlittenhunden zu verlassen, ging es weiter Richtung Westen. Als grobes Ziel hatten wir erst einmal Vancouver Island ins Auge gefasst. Dies sind 2000 km. Da wir keinen genauen Zeitplan hatten, konnten wir uns auch kleinere Abstecher entlang der Route erlauben. So sahen wir ein Schild mit der Aufschrift “Cree Nation Museum 15 km“. Da wir bisher von Gerry unserem musher immer nur Schauergeschichten von den Natives kannten, wollten wir uns selber mal anschauen, wie es in einem Reservat aussieht. Außerdem wollte ich immer mal etwas über die Geschichte der Natives wissen und das vielleicht nicht nur von mit Vorurteilen bespickten Weißen.

Nachdem wir 25 km in besagter Richtung gefahren waren (Ich hatte aus Erfahrung auf den Kilometerzähler geschaut), hatte ich schon gar keine Lust mehr und wollte wieder zurück auf den Highway, da sahen wir erste Häuser. Wie uns Gerry erzählte, bezahlt er mit seinen Steuern ja diese Häuser in den Reservaten. Auf jeden Fall kann das nicht viel gewesen sein, denn die meisten Häuser sahen eher aus wie bessere Container oder waren nur halb fertig. Wie auch immer...eigentlich wollten wir ja zum Museum. Nach ca. 30 km kam dann so etwas Ähnliches, das aussah wie ein Stadtzentrum. Es gab eine Schule, sowie ein Geschäft, das die örtliche Bevölkerung mit junk food und Coca Cola versorgte. „Gut“ dachte ich, "wenn‘s ein Museum gibt dann hier", und beschloss einfach mal jemanden zu fragen. Dies gestaltete sich schwieriger als gedacht. Als ich den ersten fragte, drehte der sich einfach um und ging weg. Das gleiche geschah, als ich eine Gruppe von SchülerInnen ansprach. "Oh mein Gott", dachte ich,"du musst hier als Weißer total außerirdisch sein". Zum Glück verriet mir dann doch eine Schülerin, wo das Museum ist. Nämlich in der Arena. Das Gebäude hatte ich im vorbeifahren schon mal gesehen. Dort angekommen wurden wir gleich mit „Ihr habt euch wohl verlaufen, was?“ begrüßt. Anscheinend kommt nicht oft ein Weißer hier her. Nachdem wir ein halbes dutzend Leute gefragt hatten, wo genau in dem auufernden Gebäude denn nun das Museum sei, landeten wir vor einer Tür, die eher so aus, als ob es dort zur Besenkammer ging. Als wir die Tür öffneten, standen dort alte Stühle, ein Wischeimer, sowie übereinander gestapelte Aktenschränke. "Oh" dachte ich, "hier sind wir wohl falsch". Dann sah ich aber die rauchende Lady. Sie stand neben einem Schild, dass besagte: „Wir möchten noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass hier das Rauchen verboten ist“. Sie sagte uns, dass ihre Kollegin grad Mittagspause macht und das Museum eigentlich geschlossen ist, aber wir könnten uns trotzdem mal umschauen, was wir dann auch taten. Leider gab‘s nicht viel zum anschauen, da der Raum nur spärlich und die Schaukästen gar nicht beleuchtet waren. Aber zum Glück hatten wir unsere Taschenlampe dabei und konnten uns Kleidung, ausgestopfte Tiere und irgendwelche Steine anschauen. Leider gab es dazu keine Erklärungen und auch die Frau, die das Museum leitete konnte uns nicht soviel dazu erzählen. Von daher wirkte die ganze Ausstellung wie ein Haufen zusammengewürfelter Gegenstände ohne Zusammenhang. Schade.
Danach beschlossen wir etwas in einem Imbiss zu essen. Nachdem wir unsere Bäuche mit Pancakes gefüllt hatten, kam ein vielleicht 15 jähriges Mädchen in den Imbiss und versuchte ein wenig Reis zu bekommen. Da sie aber nicht einmal einen Dollar hatte, bekam sie nichts. Leider verschwand sie realtiv schnell, sonst hätten wir ihr sicherlich mindestens den Dollar gegeben.

Da sich der Tag dem Ende neigte, wollten wir wenigstens Edmonton hinter uns lassen. Dies ist eine Stadt mit 800 000 Einwohnern und hat einen dementsprechenden Verkehr. Ich hatte wirklich Angst und war froh, dass ich nicht fahren musste. Selbst in Berlin oder Hamburg habe ich so etwas noch nicht gesehen. Die Leute fahren hier wirklich fast Stoßstange an Stoßstange. Vielleicht zwei Meter voneinander entfernt und das ganze bei 120 km/h und im Berufsverkehr. Dazu gibt es neben den offiziellen Auffahrten noch kleine Nebenstraßen, die auf den Speed Highway führen und für kleine Überraschungsfahrer sorgen. Leider haben wir bei dieser Höllenfahrt, als wir überholt wurden, durch einen Stein auch unseren ersten Riss in der Windschutzscheibe bekommen. Jetzt sieht unser Auto, wie ein gewöhnlich Kanadisches aus, denn nahezu alle Fahrzeuge haben zumindest einen Steinschlag in der Scheibe. Trotzdem schade.
Nachdem wir in einem Motel übernachtet hatten, erreichten wir am nächsten Tag die Rocky Mountains. Eines unserer Zwischenziele war Jasper. Die kanadische Version eines österreichischen schickimicki Skiortes. Es gibt hier sogar Bürgersteige. Auf jeden Fall hatten uns einige Leute erzählt, dass es hier auch gut bezahlte Jobs geben sollte. Aber dem war oder ist noch nicht so. Die meisten Geschäfte waren nämlich geschlossen, weil es kaum Ski-Touristen gab. Auch Kanada hat der Klimawandel erreicht.
Da der Ort teuer und für uns eher gewöhnlich wirkte, beschlossen wir weiter zu fahren. Als es dann Abend wurde, suchten wir nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Dies gestaltete sich ziemlich schwierig, da wir, den Hinweisschildern folgend, entweder im nirgendwo auf einer verschneiten Bergstraße landeten oder aber bei Leuten die gar kein Hostel besaßen. Der letzte Versuch führte uns zu einem ziemlich abgelegenen Hostel. Es war auch niemand zu sehen. Als wir schließlich klingelten öffnete uns ein ziemlich verschlafener Mann in Jogginghosen die Tür. Er erzählte uns, dass die Besitzer eine Reise nach Mexiko gewonnen haben und das Hostel verkaufen wollen. Er sei nur hier um Aufzupassen. Aber er sagte auch “Kommt erstmal rein“. Wie sich herausstellte, hatte er seit zwei Wochen keine Menschenseele gesehen und war froh uns zu treffen. Da er auch ein passionierter Holzfäller ist, durfte ich mir 4 Stunden lang YouTube Videos über das richtige Fällen eines Baumes anschauen. Aber er spielte auch ein wenig mit seiner Gitarre und sang uns viele seiner Lieblingslieder vor. Als es dann spät wurde, schliefen wir alle in einem kleinen, winzigen Raum und wurden am nächsten morgen mit einem typisch kanadischen Frühstück geweckt. Ich durfte mir auch wieder einige Holzfäller-Videos anschauen. Dann ging es weiter und wir mussten uns entscheiden, welche Route wir nach Vancouver nehmen wollten. Da gibt es nämlich den Trans Canada Highway, den alle nehmen (vor allem die Trucks) und einen kleineren Highway, der durch Hells Gate führt.
Hell's Gate ist ein Ort im Fraser Canyon, wo ein ziemlich wilder Fluss durchrauscht. Er ist so etwas wie eine Touristenattraktion und nur mit einer Seilbahn zu erreichen. Wir entschieden uns mal nach Hell's Gate zu fahren. Als wir dort ankamen, war die Seilbahn leider geschlossen (bis April). Also fuhren wir weiter durch die Berge, mit engen Schluchten, steilen Abhängen und alles was dazu gehört. Irgendwann merkten wir, dass die Warnlampe unserer Handbremse ständig leuchtete. Das tat sie vorher schon öfter, ging dann aber wieder aus. Auch hörten wir ein merkwürdiges, metallisches Schleifen. Wir hofften zu diesem Zeitpunkt die Geräusche würden irgendwann wieder verschwinden. Wie naiv! Irgendwann wurde es dunkel und der Weg immer kurvenreicher und abschüssiger. Da beschloss unsere Fahrerin lieber langsam zu fahren. Das heißt 40 oder max 50 km/h. Ich hatte wieder mal Angst, da die Truckfahrer hier gerne mal 120 km/h fahren und uns vielleicht nicht immer rechtzeitig sehen würden. Truckfahrer sind hier wirklich wahnsinnig. Ich meine, es war Eis auf dem Highway und es gab auch Schneeverwehungen und überall am Straßenrand standen halb eingeschneite Schilder auf denen ein Truck abgebildet war, der gerade am Umkippen ist. Nachdem wir von diesen Wahnsinnigen genug hatten, beschlossen wir uns ein Hostel zu suchen. Wir fanden auch eins, indem wir die einzigen Gäste waren. Der Besitzer hatte auch schon lange keinen mehr gesehen und erzählte uns Schauergeschichten über die örtliche Drogenszene (der Ort hat 10 Häuser) und das mensch sich nur selber gegen solche Typen wehren kann, da die Polizei sowieso nichts macht. Ich dachte mir: langsam reicht’s mir wirklich mit dieser verdammten Cowboy- Mentalität. Wir fanden dann auch heraus, warum hier nicht so oft jemand vorbeischaut. Es führten direkt zwei Eisenbahnschienen recht und links am Haus vorbei, auf denen die ganze Nacht Güterzüge hupend vorbeifuhren.

Am nächsten Tag sollten wir dann endlich die Metropolregion Vancouver erreichen. Da unser Ziel Vancouver Island war, mussten wir eine entsprechende Fähre nehmen, die von BC-Ferries betrieben wird. Nachdem wir den Highway verließen, sahen wir uns mit einer 10 spurigen Straße konfrontiert. "Oh Gott", dachten wir, da unser Navi auch nicht mehr wusste wohin. Wir folgten einem Hinweisschild mit der Aufschrift Nanaimo, da wir wußten, dass dieser Ort auf der Insel liegt. Schließlich kamen wir zu einem Kassenhäuschen, wo eine aufgeregte Lady von uns 70 $ für die Überfahrt haben wollte. Sie machte mich echt nervös, da sie echt rumstresste und ständig erzählte, dass die Fähre wegen uns Verspätung hätte und dies pro Minute 2000$ kostete. Als ich dann sagte: Na, ja wenn das so ist, nehmen wir einfach die nächste Fähre wurde sie noch wilder. Wo wollen sie denn dann parken!? Etwa hier!? Geben sie mir jetzt endlich die 70$! Oh Gott. Wir sind zwei Minuten zu spät, schrie sie in ihr Funkgerät. Wie gewohnt zückte ich unsere Bankkarte um den Vorgang zu beschleunigen. Da bekam sie große Augen und ihr Gesicht zeigte mir, das sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand. „So arbeiten wir hier nicht“, schrie sie aufgebracht. Da dachte ich: "Was soll denn das jetzt. Ich arbeite hier doch gar nicht. Was will sie?" Sie faselte etwas von Bargeld und ich versuchte nun unser Kleingeld zu zählen. Da wurde sie nochmals wilder, klammerte sich an ihr Funkgerät und gab schließlich auf. Zum Glück kam dann auch ihre Kollegin und beruhigte sie, da ich auch langsam wütend wurde. Schließlich durften wir zum Bankautomat und danach bei ihrer Kollegin (die uns für Franzosen hielt) ein Ticket lösen.
Wie wir später bemerkten, genießt BC-Ferries bei den Einheimischen einen schlechten Ruf und erst gestern hatte eine Fähre vier Stunden Verspätung (das war bestimmt teuer). Und letzte Woche hat eine Fähre das Anlegedock gerammt und ist in Schieflage geraten. Auf jeden Fall erreichten wir am Abend Coutenay und das Lake Trail Guesthouse, wo wir für ein Weilchen bleiben wollen.