Dienstag, 14. Juni 2011

Emigration Officer


Bevor ich jedoch offiziell kanadischen Boden betreten durfte, musste ich mich beim Emigrationofficer melden und diesem meinen „letter of introduction“ zeigen, um ein Visum zu erhalten. In vielen blogs hatte ich etliche Tipps abgefasst und war nun darauf vorbereitet dieser Amtsperson abgesehen von dem „letter of introduction“ meinen Pass, einen Kontoauszug sowie meine Versicherungsunterlagen zu zeigen. Auch war ich in der Lage zu bezeugen, dass ich bereits Leute in Kanada kenne, bei denen ich wohnen werde. Ebenso konnte ich glaubhaft versichern, dass ich mit meiner bereits in Deutschland gesammelten Arbeitspraxis sehr schnell in der Lage sein würde einen Job zu finden. Ich stellte mir vor, man würde mich in ein kleines Büro führen, worin ein Mann im Anzug säße, dem ich nun Rede und Antwort stehen müsste. Doch es kam ganz anders.
Bereits bei einer Passkontrolle wurde ich gefragt, warum ich denn angegeben hätte 365 Tage in Kanada bleiben zu wollen? Wo ich wohnen und was ich arbeiten würde? Ich fand auf alles eine Antwort. Da die Angaben keinesfalls überprüft werden, sind der Phantasie hier keine Grenzen gesetzt.
Nach einer Weile kam ich schließlich auch zu meinem Emigrationofficer. Es war eine Frau und sie hatte keinesfalls ein Büro. Vielmehr saß sie inmitten einer langen Reihe von Schaltern am Schalter Nr 12 und winkte mich mürrisch heran. Ihre ganze Erscheinung war eine einzige Überraschung. Ich hatte eine Person in Businesskleidung erwartet, dieser Officer hingegen trug eine Art Kampfanzug mit Knarre, Knüppel und allem möglichen anderen Tools, mit denen man sicher Horden von plötzlich auftauchenden „Terroristen“ fertigmachen könnte. Ich war etwas eingeschüchtert, zeigte ihr auch gleich sämtliche Unterlagen. Doch sie wollte nur meinen Pass und den „letter of introduction“ sehen. Mürrisch und murmelnd tippte sie irgendwas in ihren Computer, verschwand dann wortlos eine Zeitlang und kam schließlich mit einem Zettel wieder, den sie in meinen Pass tackerte. Dann schaute sie mich an und sagte: „You are done“. Und schickte mich weiter in die nächste Halle, in der ich meinen Koffer einsam auf einem Laufband seine Runden drehen sah. Ich schnappte mir meinen 25, 7 kg schweren Monsterkoffer (man darf eigentlich „nur“ 25 kg mitnehmen; doch Airtransat nimmt es nicht allzu genau damit) und rollte schnell Richtung Ausgang.

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