Dienstag, 14. Juni 2011

Auf nach Kanada: Wie alles anfing



Als mein Entschluss fällt von Potsdam nach Kanada zu gehen, ist es mitten im November 2010. Damals gingen mir in Potsdam diese Novembergedanken im Kopf herum. Ich schrieb in mein Tagebuch das Datum 23.11.2010 und weiter…

Kürzlich habe ich noch gedacht, wie schön der Herbst doch ist. Jetzt ist mir nicht mehr so ganz klar, was ich an dieser Jahreszeit finde. Es ist kalt, stürmisch, nieselt seit Tagen. Mein Zimmer hat 10 Grad Celsius und die Ofenheizung raucht. Der Verkehrslärm ist beständig und ich sitze vor den Büchern und muss für meine letzte Prüfung lernen.  Meine Hündin Brynn schnarcht gemütlich auf ihrer kleinen Hundematratze. Für sie ist alles in Ordnung, solange es genügend Hundekekse und Auslauf in ihrem Leben gibt. Auf der Straße hupen die Autos wütend. Wahrscheinlich wieder so ein Linksabbieger, der das Verbotsschild „linksabbiegen verboten“ nicht gesehen hat.  Und jetzt kommt auch noch die Feuerwehr und fährt vorbei.  Tatütata! Manchmal - aber nur ganz kurz - wünsche ich mir taub zu sein und diesen ganzen Lärm nicht mehr zu hören. Einfach Ruhe im Karton.  Ruhe. Natur. Meer. Durchatmen. Das gibt´ s hier nicht. Stattdessen gute Verkehrsanbindung,  Regionalbahn und S-Bahn nach Berlin, vor dem Haus eine Bushaltestelle mit allen in die umliegenden Regionen fahrenden Nachtbussen und Tageslinien und Express-Bussen und dann noch auf der anderen Seite die Autobahn. Habe ich die Tramlinie erwähnt? Es ist ein Leben wie auf einer Verkehrsinsel. Natürlich hat es auch Vorteile. Mann kommt hier schnell weg, wenn man will.
Und ich will. Schon lange hatte ich dieses Fernweh. Einfach Reisen. Oder noch besser Reisen und Arbeiten.  Und natürlich meinen Hund dabei haben. Nur noch schnell dieses vermaledeite Studium abschließen und dann los, dachte ich. So dachte auch mein Freund, der gerade seinen Doktor in Chemie abschloss und dem der  deutsche Arbeitsmarkt nicht das bieten konnte, was er erhofft hatte.

Vorbereitung 
„Und wohin wollen wir denn nun eigentlich“? fragte ich ihn, als unser Entschluss immer fester wurde. „Naja, dahin, wo sie englisch sprechen. Und wo es Natur gibt. Und wo wir arbeiten können. Und wo man Hunde mitnehmen kann.  Und wo wir vielleicht nur einmal im Leben hinkommen werden. Und wo es Meer gibt. Nach Kanada.“
Wir begannen Reisebücher zu lesen. Das Land gefiel uns immer besser. Abends im Bett lass ich ihm von den Nationalparks vor, von den verlassenen Gegenden, von den uralten Bäumen, dem Regenwald, den Bären und Lachsen.
Ich war ein bisschen unsicher meinen Entschluss unseren Freunden zu offenbaren. Ich dachte: “Die werden mich doch für verrückt erklären“. Ich war ganz sicher sie würden – jedenfalls teilweise - so reagiere: „Hier alles aufgeben und für ein Jahr wegfahren, das ist doch nicht Dein Ernst?“ Doch so war es nicht.  Sie sagten eher so : „Wow, das ist ja toll, das würde ich auch gerne machen! Aber…ich habe gerade diesen Job, den kann ich jetzt nicht kündigen, ich weiß ja nicht, ob ich wieder so einen Job bekomme. Wenn dort etwas schief geht, man keinen Job bekommt oder so etwas, was dann?“  „Sicher“, entgegnete ich darauf, „ein gewisses Risiko ist bestimmt vorhanden. Aber wenn alles schiefgeht…Na, dann kommt man zurück.“
Ich merkte, viele meiner Freunde sind hier gefangen. Gefangene in einem Netz des Alltags,  eines diffusen Sicherheitsdenkens. Ein Lebens, dem ich entkommen möchte.  Ich nahm mir  vor in ungefähr einem halben Jahr los zumachen. Doch dazu brauchte ich ein Visum.

„Working Holiday“ - Visum
Auf der Internetseite der kanadischen Botschaft finde ich die Formulare für ein  „Working Holiday“ – Visum“ ( http://www.canadainternational.gc.ca/germany-allemagne/youth-jeunesse/index.aspx?lang=deu&menu_id=75&menu=L). Dieses ist für ein Jahr gültig und man muss spätestens bis zu seinem 35igsten Lebensjahres beantragt haben (das Mindestalter ist 18 Jahre). Auch andere Visaarten sind auf dieser Seite einsehbar. Ebenso wird der interessierten Leser darüber informiert, wie viele der 4.200 Visa zum gegenwärtigen Zeitpunkt für ein entsprechendes Jahr noch vergeben werden. Es ist also ratsam, schon früh im Jahr ein Visum zu beantragen, da es für Kanada nur dieses begrenzte Kontingent gibt.
 Zahlreiche Seiten im Internet geben weitere nützliche Informationen zum „Working Holiday“ - Visum wie diese hier http://www.working-holiday-visum.de/kanada/working-holiday-visum-kanada.html
Voraussetzungen
Um dieses Visum zu beantragen fehlten mir Unterlagen: Ein gültiger Reisepass und ein polizeiliches Führungszeugnis. Diese beim Einwohnermeldeamt zu beantragen dauert zwischen 2 Wochen und einem Monat. Natürlich entstehen dafür entsprechend der Gebührenordnung Kosten. Außerdem benötige ich Biometrische Passbilder, die ich bei einem Fotographen machen lasse. Aber Vorsicht! Auch ein professioneller Fotograph macht manchmal Bilder, die von amtlicher Seite nicht akzeptiert werden. In diesem Falle am besten zu Sicherheit die Quittung behalten. Der Fotograph muss dann ohne erneute Kosten die Aufnahme widerholen, bis das Amt die Bilder akzeptiert.
Ich fülle die Unterlagen im internet aus, bezahle die Visakosten und schicke sie mit den anderen geforderten Papieren an die Botschaft. Es ist ein dicker Brief, der deutlich mehr kostet als 55 cent.  Einige der Fragen im Fragebogen muten recht seltsam an. Man fragt hier ob ich Kriegsverbrecher bin und ähnliches?! Ok, ich kreuze „nein“ an und nehme es nicht persönlich.
Etwa 5 Wochen später Ende Dezember bekomme ich einen positiven Befund: den sogenannten „letter of introduction“. Juhu: Es kann losgehen!

Das Flugticket für Mensch und Hund
Mir wurde von Freunden ans Herz gelegt das Flugticket schon ein halbes Jahr im Voraus zu buchen. Über das Internet sind die Preise, die es im November für einen Flug von Berlin nach Halifax im Mai 2011 gibt bei  733 Euro. Nach Vancouver liegt der Preis bei 756 Euro. Im Reisebüro sind die Preise ab Hamburg in der Vorsaison 1-26. Juni bei etwa 500,- Euro. Einen Rückflug, der weiter als ein Jahr in der Zukunft liegt lasst sich nicht buchen. Kanada möchte diesen Rückflug oder eine entsprechende finanzielle Grundlage hierfür sehen, bevor ein das Visum am Flughafen von einem Emigrationofficer erteilt wird.
Was sich noch empfehlen lässt, ist eine Reisrücktrittversicherung. Diese richtet sich nach dem Flugpreis und beträgt bei meinem Flug von Hamburg nach Toronto um die 20 Euro. Dadurch kann ich einen Flug verschieben, für den Fall dass ich oder einer meiner engsten Angehörigen ernsthaft krank werden, einen Unfall haben oder jemand stirbt. Sollte dieser Fall eintreten, dann muss man allerdings selbstständig einen neuen Flug buchen und ein „Schadensformular“ ausfüllen.
 Sehr günstige Flüge gibt es zwischen dem 1. und dem 26. Mai. Hier finden sich Anbieter, die einen one-way Flug auch schon um die 400 Euro anbieten. Auch noch kurz vorher lassen sich günstige Flüge bekommen. Für den 9.Juni 2011, an dem ich nun losfliege, gab es noch ein Ticket vom Hamburg nach Toronto für 251 Euro. Und das nur eine Woche vorher! Die Fluggesellschaft heißt übrigens „Air Transat“ und gebucht habe ich über cheaptickets.com.
Der Flug dauert von Hamburg Flughafen bis Toronto Pearson int. 8 Stunden und 20 Minuten. Der Flieger in Hamburg startet um 10.45h und landet in Toronto um 13.05h. Obwohl also 8 Stunden vergehen, ist es alles ein wenig wie „Zurück in die Zukunft“. Das gibt n´ Jetlag!
Besonders wer mit Hund unterwegs ist, möchte ungerne oft umsteigen. Direktflüge sind aber nur von bestimmten Orten in Deutschland möglich z.B. von Hamburg und Frankfurt am Main. Die Reise dauert  dann etwa 7 Stunden, die der Hund in einer speziellen Flugbox verbringt, an die ihn sein Dosenöffner besser frühzeitig gewöhnt. Wir haben schon 2 Monate vor der Reise angefangen unseren Schnuffels die Box durch appetitliche Leckerchen schmackhaft zu machen. Bei den Hundeflugboxen oder Hundetransportboxen ist unbedingt darauf zu achten, dass sie ein Siegel haben, welches diese als „IATA geprüft“ ausweisen. Ansonsten darf  man sie nicht zum Fliegen benutzen. Auch sollte sie groß genug sein; d.h. sie sollten so beschaffen sein, dass der Hund darin aufrecht stehen und sich bequem umdrehen kann. Außerdem muss ein extern befüllbarer Wassernapf verfügbar sein. 
Da die Hunde mitunter sehr unruhig beim Fliegen sind versucht mancher zuvor ein Beruhigungsmittel zu geben. Fakt ist jedoch: Der Hundepassagier, der mitfliegt, darf nicht narkotisiert sein. In Narkose dimmt der Hund seine Körpertemperatur herunter, weswegen wir ihn nach entsprechenden Eingriffen beim Tierarzt zudecken sollten, bis er wieder wach ist. Dies ist im Flieger nicht möglich, so dass der narkotisierte Hund ungesunde Untertemperatur bekommen kann.  Gegen Mittel vom Naturheilpraktiker ist jedoch nichts einzuwenden.  Ich bekam den Tipp mir „Zincum Verianum D6“ zu besorgen. Die TierärtztInnen raten jedoch dazu, das Mittel schon vor dem Flug auszuprobieren, da der Hund mitunter auch sehr gegenteilig reagieren kann.  Gelegentlich werden Hunde dadurch nicht besonders schläfrig, sondern besonders wild, was echt schlechtes timing wäre.
Auch benötigen die Hunde einen internationalen Impfpass und ein Zertifikat vom Amtstierarzt in englischer Sprache. Da wir im Internet keinen passenden Vordruck finden konnten, und unser Amtstieratzt auch keine Lust hatte ein Dokument aufzusetzen, haben wir kurzerhand selber etwas entworfen, was er dann unterschrieb und stempelte.


Und dann war es soweit. Alle Vorbereitungen getroffen, der Koffer gepackt. Abenteuer Kanada! Los geht’s!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo,

ich habe gerade Euren tollen Blog entdeckt und werde hier bestimmt noch oft in Euren Erfahrungsberichten stöbern, da mein Mann und ich im April selbst mit unserem Hund für ein Jahr nach Kanada wollen.

Vielleicht kannst Du mir noch kurz einen Tipp geben, wie alt dieses amtstierärztliche Gesundheitszeugnis bei Einreise sein darf / muss?! Ich finde dazu im Netz leider überhaupt nichts...

Lieben Dank!