Montag, 11. Juli 2011

Ernie goes Chinatown




Bei einem Rundgang durch eines der größten Chinatowns in Nordamerika gibt es jedemenge zu entdecken. Wer wie wir noch nie in einem Chinatown war, dem fällt zunächst auf das in diesem Stadtteil alles zweisprachig abläuft (chinesisch und zu unserem Glück auch englisch). Dies fängt bei dem gewöhnlichen Straßenschild an und setzt sich beim Besuch in der Bank fort. Hier muss Mensch übrigens kein perfektes Englisch sprechen, um in einer Bank oder Versicherung zu arbeiten. Es wird sogar darauf geachtet das einige PolizistInnen einen Chinesischen Migrationshintergrund haben. Manchmal gibt es sogar Geschichten, die für mich auf den ersten Blick ziemlich bizzar wirken. Während des letzten Wahlkampfes ereignete sich im Lucky Moose, einem Supermarkt in Chinatown, folgender Zwischenfall: Der chinesische Supermarkt Besitzer erkannte einen mutmaßlichen Dieb wieder, der zuvor einige Sachen aus seinem Laden gestohlen haben soll. Kurzer Hand sperrte der Besitzer den angeblichen Dieb in seinen Van ein und rief die Polizei. Als diese dann kam, verhafteten sie gerechter Weise erstmal den Besitzer des Ladens wegen Freiheitsberaubung. Doch das war nicht das Ende vom Lied. Kurz darauf entbrach in der Presse ein Streit darüber aus, ob der Ladenbesitzer nicht doch „gerecht“ gehandelt hat. Dies nutze der konserative Premierminister im Wahlkampf aus und besuchte den Laden, um seinem chinesischen Besitzer für den Einsatz für die „Gerechtigkeit“ die Hände zu schütteln. Hier sagt Mensch übrigens dazu: der Ladenbesitzer wurde zum political footballer (im deutschen wahrscheinlich zum politischen Spielball). Für mich wirkte diese Geschichte ziemlich verwirrend, da ich ja aus Deutschland gewohnt war, das konserative Politiker gerne über MigratInnen herziehen und sie als eine Gefahr darstellen. Hier bekommt das Wort konserativ einen ganz neuen, wenn auch nicht besseren Touch. Die Geschichte zeigt aber sehr gut, wo die poltischen Schwerpunkte in diesem Land liegen. Hier wird zwar nicht auf MigratInnen rumgehackt, dafür aber auf Leute die arm dran sind.

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