letzte Ausflüge auf Vancouver Island |
Nach zwei Monaten in dem milden Winter in British Columbia haben wir uns entschlossen zurück nach Alberta zu gehen. Doch bevor wir die Küstenregion auf Vancouver Island verlassen haben, waren noch einige Wanderungen eingeplant. Zum einen besuchten wir die „Nymph Falls“ ganz in der Nähe von Courtaney. Hier fließt ein wilder Strohm und es gibt zahlreiche Wanderwege durch den bemoosten Regenwald.
Ernie an den Nymph Falls |
Bemooste Bäume, Nympf Falls |
Wir konnten die Höhe dieses Baumes nicht schätzen. Wenn man davor steht ist es so, als hört er nie auf uns wächst direkt in den Himmel. |
Unser
zweiter Ausflug führte uns auf die westliche Seite der Insel nach Ucluelet. Das
erste was auffällt, wenn man über einen Gebirgsrücken zu dieser Küste unterwegs
ist, sind die Tsunami- Hinweisschilder. Am 28. März 1964 wurde der letzte
Tsunami an Vancouver Islands Westküste verzeichnet. Danach gab es gelegentlich
kleinere Seebeben; doch ein Tsunami bleib glücklicherweise seitdem aus.
Tsunami Hinweisschild Ucluelet |
Jetzt im
Winter gibt es kaum Touristen in dieser Gegend. Im Sommer soll es recht
überfüllt sein. Und dies ist verständlich, denn diese Küste ist ein magischer
Ort. Das Meer ist wild und stürmisch als wir ankommen. Große Gesteinsbrocken
ragen heraus, auf denen wir herumkrabbeln, um näher an die scheumenden Wellen
heran zu kommen. Man geht wie auf kleinen felsigen Inseln die von Wellen
umspült werden und der Anblick auf die tosende Gischt ist atemberaubend.
Allerdings nur solange, bis wir merkten, wie gefährlich unser Standpunkt war.
Denn plötzlich wurden die Wellen immer wilder und größer und der Rückweg über
einige Felsbrocken war abgeschnitten. Glücklicherweise wurde der Stein auf dem
wir standen nicht überspült und nachdem die Wellen wieder ein weniger ruhiger
geworden waren, kletterten wir schnell an Land zurück. Ein wenig später sahen
wir die ersten Hinweisschilder, die darauf aufmerksam machten, dass jegliches
Klettern auf den Lavafelsen wegen lebensgefährlicher Wellen verboten sei. Mir
wurde nochmal nachträglich mulmig. Trotzdem. Der Anblick des schäumenden Meeres
ist auch von dem sichereren Wanderweg ein Erlebnis.
Wild Pacific Trail Ucuelet |
Was hier ausschaut wie Schneeflocken ist in
Wirklichkeit Schaum
|
Leider waren
wir nur einen Tag an dieser atemberaubend schönen Küste, so dass wir andere
Strände nicht mehr besuchen konnten, an denen auch im Winter Wellenreiten
angeboten wird.
Auch die
Wale, die vor dieser Küste wandern, konnten wir leider nicht finden. Dafür
fanden wir aber im Hafen von Ucluelet jede Menge Seelöwen, die fortwährend
munter bellten.
Seelöwen in Ucuelet
|
Nachdem wir
auf Vancouver Island fast eine Art Frühling hatten, fühlen sich der hohe Schnee
und die Temperaturen zwischen -20 und 0 Grad auf unserer Reise nach Alberta an
wie eine Reise „Zurück in die Vergangenheit“. Denn in Alberta ist noch kein
Frühling sondern Winter. Weil wir einige MitfahrerInnen hatten, die nach Kelona
und Calgary wollten, nahmen wir diesmal eine andere Route über das Gebirge. Ich
hatte doch ein wenig Angst vor den vereisten Straßen vom Hinweg und besorgte
uns deshalb zur Sicherheit Schneeketten, damit wir diesmal sicher durch die
Berge kämen.
Schneeketten richtig zu montieren ist gar nicht so einfach. Am besten unbedingbt vorher mal ausprobieren! |
Es stellte
sich heraus, dass dieser Weg über das Gebirge zwar ein wenig Länger, aber dafür
weit besser zu befahren war. Denn die Rocky Mountains sind auf dieser Strecke
zwischen Vancouver und Kelowna viel weniger steil als auf der Strecke durch den
Frasier Canion. Auch das Klima ist eher milde und die Berge eher Hügel. Im
Sommer gedeihen hier die unterschiedlichsten Obstbäume und es wachsen in der
angrenzenden Wüsten sogar einige Kakteenarten. Nachdem wir den ganzen Tag von
Vancouver bis Kelowna gefahren waren, lud uns unsere Mitfahrerin ein, bei ihrer
Mutter in ihrem Haus zu übernachten. Dort wurden wir köstlichst bekocht und
bekamen ein eignes Gästezimmer für die Nacht.
in Kelowna |
Am nächsten
Tag ging es weiter und wir holten eine andere Mitfahrerin in einem in der Nähe
gelegenen Dorf ab. Sie studierte zeitgenössischen Tanz in Calgary und ihr Motto
war „Every Kind of Movement is good“ ( Jede Art von Bewegung ist gut). Es stellte
sich heraus, dass unsere Mitfahrerin gewohnt war im Gebirge zu fahren und so
nahm sie mir mit Freuden das Fahren ab. Während unserer Fahrt erfuhren wir
alles über den „White Pride Day“ in Calgary, der immer im Herbst stattfindet
und den wir übereinstimmend nur als „ätzend“ abstempeln konnten. Auch erzählte
sie uns über Calgary und sein außergewöhnliches Wetter. Etwa alle 2 Wochen gibt
es im Winter einen „Chinouk“ in dieser gegen. Der „Chinouk“(Begriff der Natives
für Snow eater oder Schee-esser) ist ein warmer Wind, der über das Gebirge weht
und die Stadt gerne mal auf plus 10 Grad aufwärmt und natürlich allen Schnee
zum Schmelzen bringt, während es in der übrigen Zeit gerne mal zwischen -20 und
-40 Grad kalt werden kann. Bei den olympischen Winterspielen 1988, die in
Calgary stattfanden, verursachte der „Schee-esser“ über Nacht einen
Temperaturanstieg von -30 auf plus 12 Grad. Etliche Veranstaltungen mussten
daraufhin abgesagt werden, da der Schnee geschmolzen war. Die starken Winde des
Chinouk können eine Schneedecke von 30 cm innerhalb eines Tages komplett
schmelzen, während der Schnee im Gebirge davon nicht angetastet wird.
Während die
Straßenverhältnisse auf unserer Reise durch die Rockys zumeist tadellos waren,
kamen wir wenige Stunden vor Calgary doch in ein Gebiet, in denen es zuvor
heftig geschneit hatte. Trotzdem war die Straße wunderbar geräumt. Nur die
Straßenschilder waren mitunter durch den hohen Schnee verdeckt. Plötzlich wurde
der gesamte Verkehr angehalten. Ich vermutete schon einen Unfall. Doch falsch
gedacht. Wir mussten warten, weil es auf der Straßen eine „Avalanche Control“
(Lawinen Kontrolle) gab. Ein Stückchen weiter die Straße herunter hatte das
Militär mit einigen kleineren Kanonen Stellung bezogen, um auf die verschneiten
Hänge zu schießen und somit kontrolliert etwaige Lawinen auszulösen. Diese
werden auch deshalb befürchtet, da es ein partielles Waldsterben auf den Hängen
gibt. Ein Käfer frisst hier die Nadelbäume so radikal ab, dass sie absterben.
Zu sehen sind dann merkwürdig kahle Flecken auf den ansonsten bewaldeten
Hängen. Früher, so erzählte man uns, sei der Käfer im Winter abgestorben. Aber
die Winter seien nun nicht mehr kalt genug, so dass der Käfer sich rasant
ausbreiten würde. Klimaerwärmung als Anschauungsunterricht, dachte ich mir da
nur. Nicht gut.
Käferbefall in Nadelbäumen (Alberta) |
Auch in Calgary
übernachteten wir bei unserer Mitfahrerin. Diesmal allerdings auf einer
Matratze zwischen Haustür und einem wild rumorendem Kühlschrank. Mehr oder
weniger unausgeschlafen erwachten wir am nächsten Morgen. Beim Frühstück
erzählte uns unsere Gastgeberin davon, wie schön das Leben in Calgary ist. „Es
ist viel sicherer hier als in Vancouver mit den vielen Obdachlosen, Drogenabhängigen
und psychisch Kranken. Das liegt aber sicher auch daran, dass Calgary vor
einiger Zeit sämtlichen auf der Straße lebenden Personen ein One- Way-Ticket
nach Vancouver spendiert hat, damit diese Leute hier im frostigen Winter nicht
erfrieren“. Ich war wirklich unbeschreiblich erstaunt, dass eine Stadt auf
diese Weise mit seinen Obdachlosen verfahren kann. Doch tatsächlich scheint
diese Praxis nicht nur in Calgary von statten zu gehen. Auch Vancouver versuchte
auf diese Weise ihre unliebsamen StraßenbewohnerInnen 2010 aus der Stadt zu
bugsieren, weil die Olympiade ins Haus stand. Diese Art von Zaubertrick einer
Stadtverwaltung finde ich schon ein starkes Stück. Frei nach dem Motto: Alles
was ich nicht mehr sehen kann ist -schwupdiwup - einfach verschwindibust. Das
solcherart Aus-den-Augen-Aus-dem-Sinn-Politik nicht unbedingt bestehende soziale
Probleme beheben kann ist noch nicht so ganz durchgedrungen.
Wir fuhren
an diesem Morgen noch ein wenig in Calgary herum und dann ging es weiter in
Richtung Edmonton und immer weiter zu unserem Bestimmungort nach Sandy Beach
zur „Wild Horse Ranch“, wo wir möglicherweise den März verbringen werden.
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