Samstag, 23. Juli 2011

Autokauf und Versicherung in Kanada (Ontario) – Teil 1

Die Suche nach dem richtigen Vehikel:
Nun sind wir schon eine ganze Weile dabei, uns nach einem Vehikel umzuschauen. Zuerst sollte es ein Camper werden, vielleicht sogar ein Motorhome, d.h. ein größeres Wohnmobil, doch dann änderten wir unsere Meinung. Das lag vor allem an meiner Reisebegleitung. Denn leider ist jeder Camper und jedes Motorhome, das wir uns vielleicht leisten könnten zumindest aus den  1980er Jahren, wenn nicht älter. Und bereits für diese Gefährte, verlangt man gut und gern schnell mal an die 10 000 Dollar. Das ist für uns erstens Zuviel, und Zweitens kollidiert jeglicher Jahrgang vor 2000 extrem mit den Befürchtungen meiner Reisebegleitung. Meine Reisebegleitung hat Angst vor Dingen aus den 80er Jahren, zu der sich der Körper bewegt…egal ob Madonna und Michael Jackson oder ein in die Jahre gekommenes Fahrzeug. All dies birgt Gefahren, die meine Reisebegleitung nicht in Kauf nehmen möchte. Sie zeigt diese Intoleranz durch Riesenfalten auf die Stirn, wenn ich mal wieder so ein Ungetüm von Motorhome im Internet erspäht haben und damit liebäugle. Aber nicht nur der Kaufpreis und Sicherheitserwägungen sind ein Argument gegen so ein monstergroßes Gefährt, sondern auch der Spritverbrauch und die Versicherungssumme. Kleinere Vans schneiden bei all dem deutlich besser ab, und bieten sich auch gerade deshalb an, weil man im Herbst und Winter, der ja nur noch 2  bis 3 Monate entfernt ist - ohnehin nicht mehr in einem Camper wohnen kann. Auch ist es sehr schwierig, mit einem solchen Gefährt in jeder größeren Stadt einen Parkplatz zu bekommen. In Toronto ist dies beispielsweise schlicht weg unmöglich, wenn man sich irgendwo in downtown aufhält. Da bleibt nur ein gebührenpflichtiger Parkplatz und der ist teuer.
Aus diesem Grunde, begannen wir uns nach einem extended Minivan (ist ein wenig länger) umzuschauen, bei dem wir die hinteren Sitzreihen ausbauen wollten. In so einem Van lässt es sich zwar nicht aufrecht stehen, doch schlafen und reisen geht. Unsere Suche erstreckte sich sowohl über das Internet (http://toronto.en.craigslist.ca/, http://ucda.carpages.ca/used-cars, http://autocatch.com/used-cars/2000~chevrolet~venture~442861.htm, http://bc.kijiji.ca/f-cars-vehicles-cars-trucks-W0QQCatIdZ174QQerrorIdZ1) als auch über den Besuch bei Autohändler. Davon gibt es zahlreiche im Bezirk North York (Toronto). Der Unterschied zwischen Kauf von einem Privatmensch und Kauf bei einem Händler ist zumeist vor allem der Preis. Händler schlagen auf den Preis zudem noch 13 Prozent Steuern drauf, die zusätzlich zum Kaufpreis dazukommen. Eine weitere Möglichkeit ist „Wholesale“. Dahinter verbirgt sich jemand, der autorisiert ist, Autos auf Versteigerungen zu kaufen. Wenn derjenige Euch nicht dahin mitnimmt und auch kein Mechaniker ist, wäre allerdings davon abzuraten. Andererseits ist es möglich auf diesem Wege sehr kostengünstig ein wirkliches Schnäppchen zu machen.
Schwackeliste für Kanada
Wie viel ein Auto, van oder Camper aber grundsätzlich in Kanada wert ist, lässt sich ziemlich gut über eine Seite im Internet bestimmen, die uns sehr weitergeholfen hat, da wir von Autos eigentlich absolut keinen Schimmer haben und nie einschätzen konnten, ob ein Angebot wenigstens ungefähr in Ordnung geht. Unter http://www.vmrcanada.com/canada_makes.htm ist es möglich Marke, Jahr und Besonderheiten des Fahrzeuges einzugeben und danach in einer Liste nachzuschauen, wie viel das Vehikel wert ist.   
Voraussetzungen für Autokauf in Ontario:  
Beim Kauf in bestimmten Gegenden in Ontario, sollte darauf geachtet werden, ob das Vehikel e-tested (emission tested) ist. Dies ist alle 2 Jahre vorgesehen. Es ist nicht möglich, ohne einen gültigen e-test in bestimmten Gebieten in Ontario zu fahren, die ihr hier nachschauen könnt: http://en.wikipedia.org/wiki/Ontario's_Drive_Clean.
Außerdem muss jedes Fahrzeug beim Kauf „certifyd“ sein; d.h. es muss ein Sicherheitstest am Auto vorgenommen werden. Viele Werkstätten sind hierzu berechtigt und beide Test zusammen kosten etwa 130 Dollar. Eigentlich soll der Vorbesitzer das certifying vornehmen, dass danach eine Gültigkeit von 30 Tagen hat. Danach verfällt es. Gelegentlich schreiben besonders Privatverkäufer in ihre Anzeige „buy as is“, was bedeutet, sie verkaufen ihr Auto zu einem günstigen Preis, das certifying muss jedoch vom Käufer übernommen werden. Kommt das Auto allerding nicht durch den Test, stehen größere Reparaturen an. Erst danach wird das Auto zugelassen.
Autoversicherung in Ontario und anderen kanadischen Provincen
Als Nicht-Kanadier ein Auto in Ontario versichern zu wollen, ist nicht so einfach. Viele Versicherungen und Versicherungsagenten brechen jedes Gespräch strikt ab, wenn sie hören, dass man nicht im Besitz der kanadischen Staatsbürgerschaft ist. Andere bieten einem Autoversicherung für 6000 oder 7000 Dollar pro Jahr an. Ein unverschämter Preis! Nach langer, langer Suche fanden wir endlich eine Versicherung, die einen etwas bessere „Quote“ anzubieten hatte. Es handelt sich um belairdirect. Sie nehmen für ein Jahr, in dem man eine Anschrift in Toronto als seinen festen Wohnsitz angibt ca. 4000 Dollar. Gibt man eine Anschrift ein wenig außerhalb ab (wir gaben vor in Pickering zu wohnen), ist der zu berappende Betrag immer noch bei etwa 3500 Dollar. Außerdem muss man noch mehr bezahlen, wenn mehrere Leute das Fahrzeug fahren wollen, oder man zwischendurch einmal in die USA reisen möchte. Diese Konditionen fanden wir immer noch nicht berauschend. Darum versuchten wir noch einmal über das Internet etwas günstigeres zu finden.
 Ist man auf der Suche nach einer Versicherung, dann ist die Seite von Kanetix (http://www.kanetix.ca/auto-insurance) zu empfehlen. Hier hat man die Möglichkeit, verschiedene Versicherungen zu vergleichen. Was aber noch wichtiger ist: Über deren Hotline kann man auch Kontakt zu den Versicherungen aufnehmen. Den Versuch die Versicherungen direkt zu kontaktieren, kann sich als überraschen schwierig herausstellen. Ich versuchte dies vor einigen Tagen mit Belairdirect und landete in einer Warteschleife, in der mir mitgeteilt wurde, alle Mitarbeiter seien gerade im Gespräch, ich müsse etwa 16 Minuten warten, bis jemand für mich frei sei. Nach etwa 10 Minuten kam eine neue Ansage, dass in spätestens 40 Minuten jemand für mich Zeit habe. Nach weiteren 10 Minuten kam eine Ansage, dass wenn ich in 40 Minuten nicht mit jemand persönlich gesprochen hätte, dann würde ich eine Kostenreduzierung für meine bereits abgeschlossenen Versicherungen erhalten. Welche Versicherung? Ich hatte ja noch gar keine! Dann kam wieder ganz lange Musik. Und es war so warm und ich glaube, ich bin zwischendurch mal eingeschlafen. Und als ich wieder aufwachte, spielte immer noch Musik und es kamen immer noch Ansagen, wie toll Belaidirect doch ist. Und dann habe ich aufgegeben.
 Als ich es kurz darauf über den Umweg der Kanetix- Hotline noch einmal versuchte, wurde ich ohne Probleme nach nur kurzer Wartezeit weiterverbunden. Der freundliche Mitarbeiter machte mir verschiedene Angebote, für verschiedene Autos, Vans und Camper. Zwar waren alle Angebote wesentlich billiger als jegliche der Konkurrenten. Aber immer noch verflixt teuer. Darum begannen wir, uns über die Versicherung in anderen Provincen zu informieren. Es stellte sich heraus, dass in Ontario private Versicherungsunternehmen operieren, während in Manitoba, British Columbia, Saskatchewan und Quebeck nur staatliche Versicherungen existieren, die im Vergleich zu den privaten sowas von günstig sind! In Manitoba kostet die Versicherung für einen Van, den wir eventuell kaufen wollten nur um die 700 Dollar pro Jahr. Außerdem konnte man auch Kurzeitversicherungen abschließen. Die privaten in Ontario wollen nur für ein Jahr versichern und sind äußerst schwammig, wenn man die Frage aufwirft, ob es Rückzahlungen gibt, falls man die Versicherungen wechseln will, oder das Auto stirbt. Andere Vorteile der Versicherung in Manitoba sind, dass man ohne Aufpreis auch in USA und alle kanadischen Provincen fahren kann. Außerdem können andere Leute das Vehikel fahren, ohne sich als zusätzliche Fahrer eintragen lassen zu müssen; man „verleiht“ sein Auto einfach.

Was auch noch sehr günstig kommt ist, wenn man ein Schreiben von seiner heimischen Versicherung mitbringt, indem steht, wie lange und unter welchen Umständen man schon in Deutschland ein Auto versichert hatte. Dieser Brief muss natürlich in englischer Sprache abgefasst sein und den Titel „claim experience letter“ tragen. Hilfreich kann zudem ein Schreiben vom Arbeitgeber sein, in dem bestätigt wird, wie wunderbar unfallfrei und sicher mit dem Firmenwagen gefahren wurde.
Einige Versicherungen verlangen auch einen Nachweis darüber, inwiefern ein „clean driving record“ vorhanden ist; d.h. sie möchten einen Brief sehen der anzeigt die FahrzeugführerIn hat keine Punkte in Flensburg gesammelt. Um so eine Bestätigung zu bekommen, wendet man sich an das Kraftfahrt-Bundesamt. Im Internet zu finden unter: http://www.kba.de/cln_033/sid_8C38E984D7A93EB33C94842E8565B2E0/DE/Home/homepage__node.html?__nnn=true

Unseren weiteren Resisepläne
Die Konditionen in Manitoba erscheinen uns perfekt; abgesehen davon, dass wir nun die Reise dorthin antreten müssen. Wir werden dabei eine Strecke etwa 2000 km überwinden müssen. Für Kanada ein Katzensprung. Unser Routenplaner sagt, es dauert  1 Tag und 4 Stunden. Für uns allerdings ist die Reise, da wir doch gerne zwischendurch schlafen – sicher mehrere Tagen lang. Hierfür versuche ich nun einen Mietwagen zu bekommen, den wir dann in Winnipeg wieder abgeben werden. Avis hat ein Angebot von etwa 183 Dollar für drei Tage. Klingt gut. Und in einer Woche soll´s losgehen. Bis dahin haben wir hoffentlich organisiert wo wir in Winnipeg schlafen und arbeiten können...to be continued!


1 Kommentar:

MTFrick hat gesagt…

Hallo, danke für euren Erfahrungsbericht. Könntet ihr bitte erklären, wie genau ihr es am Ende mit der Versicherung gemacht habt? Habt ihr die Versicherung in Person in Manitoba erhalten und dann seid ihr zurück nach Toronto um dort das Auto zu kaufen und die Versicherungsplakette zu erhalten?

Vielen Dank,

Matthäus