Freitag, 29. Juli 2011

Letzte Vorbereitungen zur Weiterreise nach Manitoba und Alltag in Toronto

Am 31.Juli verlassen wir Toronto, Ontario und ziehen weiter nach Sarto, Manitoba.

Auf dieser Karte schaut es gar nicht einmal so weit aus...aber das täuscht!

Bis dahin werden die Tage sicher schnell vergehen. Und es ist  noch einiges zu tun. Wir brauchen noch ein Zelt, ein Kocher, Isomatten und Töpfe, die wir bei Canadian Tire (www.canadiantire.ca/)  einkaufen wollen, wo es günstiges Camping-Equipment gibt.
Heute habe wir über die Craigslist (www.craigslist.ca) auch eine Mitfahrgelegenheit gefunden, die uns sogar bis zu der Farm bringt, auf der wir uns im August tummeln werden. Die Farm ist auf einer Seite im internet gelistet, auf der sich Communitys vernetzen (www.ic.org/). Die „Northern Sun Farm“ in Sarto, 45 Minuten entfernt von Winnipeg, wird hier als eine Kooperative beschrieben, auf der 10 Erwachsene und Kinder zusammen leben und arbeiten. Unsere Reise dorthin wird 2 bis 3 Tage lang dauern und sich sicher einigermaßen unbequem gestalten, da wir mit unserem ganzen Gepäck und den Hunden nicht eben gerade viel Platz in dem Kombi (hier als „Stationwagen“ bekannt) haben, mit dem wir unterwegs sein werden. Unsere Bauarbeiter hier machen bereits Witze darüber, dass wir nach Manitoba gehen wollen. Heute erzählten sie mir einen Witz über die Unendlichen Weiten der Prärie in dieser Provinz und der ging so: Sagt ein Farmer zu seinem Nachbarn, der zu Besuch ist: „Vor einer Woche ist mein Hund abgehauen.“Darauf der Besucher: „ Na solltest Du dann nicht hinterher?“ Darauf der Hundebesitzer: „ Nein, wieso denn?... dahinten läuft er doch!“
Ich stelle es mir schön vor, endlich wieder in die Ferne blicken zu können. In Toronto mit seinem Großstadtjungel ist das natürlich nicht möglich. Und dort sind wir nun noch einige Tage und unser Leben hat bereits einiges von Routine, die sich nach einem Monat eingeschlichen hat. Ein ganz normaler Tag in Toronto beginnt zumeist morgens, wenn die Bauarbeiter, die das Haus reparieren, in dem wir gerade wohnen, zu rumoren anfangen. Werden wir einmal nicht von einer Kreissäge u.a. geweckt, kommt zumeist der 4jährige Sohn unserer Mitbewohner, der morgens gerne Fruchtshakes im Mixer zubereitet. Meine Reisebegleitung zieht sich die Decke über die Ohren und schläft munter weiter. Doch ich kann bei dem Lärm nicht schlafen, und schleiche in die Küche. Einer unserer Mitbewohner hat schon die elektrische Kaffemühle eingeschaltet und der Duft ist verführerisch. Wir setzen uns beide mit unseren Kaffetassen ins Wohnzimmer, wo er eine seiner geliebten Reggaeplatten auflegt und wir gemeinsam versuchen, die Augen auf zu kriegen. Noch eine Tasse Kaffee später hat sich zumeist auch die Reisebegleitung aus dem Bett gequält und wir schnappen uns die Hunde für eine Runde durch den Grangepark.  Auf dem Rückweg gehen wir an einem chinesischen Laden vorbei und kaufen ekliges Hundefrühstück. Heute: frischer Lammmagen.

Und (auf Bestellung einer besonderen Freundin) eine Riesenmöhre für Ernie.
Ernie mit Möhre und Sonnenhut
Zumeist wird es schnell unermesslich heiß, so dass Mensch und Hund am liebsten sofort wieder ins Haus gehen möchten, um sich dort an die Klimaanlage zu kuscheln. Doch während meine Reisebegleitung mehr oder weniger schlecht gelaunt einen Internetjob abarbeitet, bin ich mit Einkaufen dran. Ich gehe zu „Lucky Moose“, um Gemüse, Obst und was sonst noch gebraucht wird einzukaufen. Der Geruch, der dem Laden entströmt ist etwas, an das ich mich mittlerweile gewöhnt habe. Es ist eine Mischung aus strengen Reinigungsmitteln und etwas, dass seit längerer Zeit tot unter irgendeinem Regal liegt. Eine Ratte vielleicht. Seit die Hitzewelle ungeahnte Ausmaße angenommen hat, ist es etwas besser geworden, da sie anscheinend ihre Klimaanlage einschalten UND die Türen schließen. Ungewöhnlich, aber effizient. Und es gibt das günstigste Gemüse weit und breit. Zu sehr sparen sollte man aber auch hier trotzdem nicht. Schnell bin davon abgekommen die besonders billigen „Sonderangebote“ zu kaufen. Diese sind zumeist bereits zu eine Art Kompost vergammelt, wenn sie auf dem Verkaufstresen feilgeboten werden. Außerdem sind sie immer mit einem strahlend orangenem 99cent- Aufkleber versehen und mit jede Menge Plastik umwickelt, wodurch es unmöglich ist, die Matschigkeit und den Schimmelgrad von Obst und Gemüse einzuschätzen. Trotzdem kaufen die Leute das Zeug. Mr. Lucky Moose hat ein besonderes Talent seinen Kunden die Katze im Sack zu verkaufen. Dies wird auch mit den Maiskolben praktiziert, denn seit kurzem prangt an ihnen ein Schild, dass den Kunden darauf aufmerksam macht, dass jeder abgepellte Maiskolben an der Kasse das doppelte koste und das das Abpellen schlichtweg unerwünscht ist.
Abgesehen von der zahlenden Kundschaft, gibt es auch zahlreiche nicht-zahlende Kunden. Im Lucky Moose (wie auch in den meisten anderen Geschäften) werden diese gerne beim „ein-klaufen“ fotografiert. Neben dem Ausgang hängt eine bunte Bildergallerie dieser angeblichen Diebe, die andere abschrecken soll.
Bildergalerie der Diebe
Nachdem ich meine Einkäufe erledigt habe, gehe ich nach Hause, wo der kleine Wulfi bereits das Gerüst vor dem Haus erklommen hat. Wenn Zeit ist schnapp ich mir den Bengel und wir gehen in den Park. Dort treffen wir unsere Hundebekanntschaften. Heute: Derrek. Er fährt uns mit seinem Rollstuhl bereits entgegen und winkt. Vor 20 Jahren hatte er eine Kollision mit einem Moose (Elch) in den Nortwestern Teretories. Seitdem ist er zwar querschnittsgelähmt, doch er hat das Beste draus gemacht. Er hat seine eigene Wohnung, einen Yorkshireterrier und einen gutbezahlten Job. Und er hat meine Reisebegleitung gleich am ersten Tag ins Herz geschlossen und ist seitdem ein guter Kumpel. „Where is Stef“, fragt er mich auch gleich. „Oh, he is at home. Working. Boring“, sage ich und streichle seinen Hund Coco. Und dann erzählt mir Derrik von dem schlichtweg coolsten Hundejob in Toronto. Seit viele Leute sich über das Gesetz hinwegsetzen, dass verbietet Eichhörnchen, Waschbären und Vögel zu füttern, ist der Bestand an Tieren in der Stadt in die Höhe geschnellt. Auch bei den Kanadagänsen.
Diese weigern sich nun schlichtweg die Stadt zu verlassen und bleiben auch im Winter hier. Außerdem brüten sie viel mehr als früher und werden so immer mehr. Auf den Island, am Hafen und an den Stränden kacken sie alles voll. Dies führte dazu, dass teilweise Gebiete für Menschen gesperrt werden mussten, da Gänsekacke in dieser Hülle und Fülle Bakterien-Kolonien ermöglicht, die für uns Zweibeiner arg ungesund sind. Zuerst versuchte man einfach die Bestände der Gänse zu beschneiden, indem ihre Eier mit Pflanzenöl eingepinselt wurden und danach abstarben. Doch es gab immer noch sehr viel kackende Gänse an den Stränden. Darum beauftrage man 3 Hundeführer, die nun gegen Bezahlung die Strände mit ihren Hunden ablaufen und die Vögel vertreiben. Die Stadt Toronto bezahlt hier sowohl die Wohnung von Mensch und Hund, als auch ihre Autos und die Fahrtkosten…abgesehen vom Gehalt natürlich. Schade, dass wirnichtso einen Job bekommen haben !
Wulfi sind Erwachsenengespräche zu langweilig. Er hat andere Interessen. Wenn Wulfi nicht gerade eine gefährliche Kletterpartie versucht, dann plantscht er am liebsten im Planschbecken.

Und fast jeder Park hat ein großes, öffentliches Planschbecken. Ich habe es aufgegeben ihm seine Hemdsärmel und Hosenbeine aufzurollen, damit sie nicht nass werden. Stattdessen versuche ich ihn zu ermuntern, dich Klamotten doch auszuziehen. Doch das geht absolut nicht, wie mir Wulfi entsetzt erklärte. „Warum nicht“, fragte ich ihn. „Weil dann können Leute , meinen Penis sehen“, setzte er mir ernsthaft auseinander. „Oh, ok“. Was für ein Missgeschick. Ich war mir nicht darüber im Klaren, dass Kinder schon so früh Pietät lernen. Irgendwann später ist es Zeit nach Hause zu gehen. Wulfi wird langsam etwas quengelig, weil er Hunger hat. Und ich habe sicher auch noch zu tun. Entweder irgendein Putzdienst machen, für alle Abendessen kochen, sich mit den Bürokratien dieses Landes auseinandersetzen oder was auch immer.
Irgendwann ist das Essen fertig und alle finden sich in der Küche ein. Es gibt immer jede Menge rohes Gemüse, weil einer unserer MitbewohnerInnen sich nur von Rohkost ernährt, was hierzulande sehr verbreitet ist. Das gekochte Essen ist vegan und immer reichlich. Danach räumen wir alle zusammen die Küche auf. Jeder hat eine Aufgabe „geerbt“. Meine ist: das Baby schaukeln, damit Mama mal etwas anderes machen kann.
der kleine Pascha auf dem Schoß von Papa

Danach werden die Kinder ins Bett gebracht und es kehrt langsam Ruhe im Haus ein, wenn nicht eine unserer etwas putzsüchtigen MitbewohnerInnen beschließt, irgendetwas in der Küche herum zu räumen, was so etwa alle drei Tage passiert.
Aber dann wirklich: Ruhe. Schön! Zeit mails zu beantworten, vertrauliche Gespräche zu führen, einen Film anzuschauen oder noch ein wenig zu lesen. Gerade lese ich „Wölfisch für Hundehalter“. Und dann ist der Tag plötzlich so richtig vorbei und es ist schon mitten in der Nacht und wir müssen ganz fix schlafen, bevor die Bauarbeiter wieder zu rumoren anfangen…oder doch noch ein youthube-clip anschauen? Versucht´s mal mit „Bundeswehr v/s Full Metall Jacket“!Das hat uns gefallen.
Dann liegen wir im Bett und schlafen schon fast. Das ist normalerweise die Zeit für die racoons (Waschbären) in unserem Garten zu randalieren. Mit Genuss räumen sie dabei die Mülltonnen aus und machen dabei Geräusche, wie überdimensionale Meerschweinchen, denn Toronto ist bekannt als „die Waschbär-Hauptstadt von Kanada“. Obwohl es nicht erlaubt ist die Tierchen in der Stadt zu jagen, machen es doch einige und kassieren dafür Geldstrafen von 5000 bis 10 000 Dollar. Gerade im Juni gab es wieder so einen Verrückten, der dann aber von seinen Nachbarn angezeigt wurde, nachdem er in seinem Garten eine Waschbär-Familie mit einer Schaufel attackiert hatte. Der Tierschutz holte die Waschbärbabys ab und fragte ihn, warum zum Henker er denn versucht habe sie umzubringen, worauf er meinte, sie seien sowieso schon krank gewesen und gehörten eingeschläfert. Die Untersuchung der Tierschützer ergab aber nur frische Knochenbrüche. Und nun ist der Mann in ganz Toronto bekannt und sieht einem Prozess entgegen.
Aber jetzt müssen wir wirklich schlafen gehen. Die Hunde machen es schon einmal vor.

Samstag, 23. Juli 2011

Autokauf und Versicherung in Kanada (Ontario) – Teil 1

Die Suche nach dem richtigen Vehikel:
Nun sind wir schon eine ganze Weile dabei, uns nach einem Vehikel umzuschauen. Zuerst sollte es ein Camper werden, vielleicht sogar ein Motorhome, d.h. ein größeres Wohnmobil, doch dann änderten wir unsere Meinung. Das lag vor allem an meiner Reisebegleitung. Denn leider ist jeder Camper und jedes Motorhome, das wir uns vielleicht leisten könnten zumindest aus den  1980er Jahren, wenn nicht älter. Und bereits für diese Gefährte, verlangt man gut und gern schnell mal an die 10 000 Dollar. Das ist für uns erstens Zuviel, und Zweitens kollidiert jeglicher Jahrgang vor 2000 extrem mit den Befürchtungen meiner Reisebegleitung. Meine Reisebegleitung hat Angst vor Dingen aus den 80er Jahren, zu der sich der Körper bewegt…egal ob Madonna und Michael Jackson oder ein in die Jahre gekommenes Fahrzeug. All dies birgt Gefahren, die meine Reisebegleitung nicht in Kauf nehmen möchte. Sie zeigt diese Intoleranz durch Riesenfalten auf die Stirn, wenn ich mal wieder so ein Ungetüm von Motorhome im Internet erspäht haben und damit liebäugle. Aber nicht nur der Kaufpreis und Sicherheitserwägungen sind ein Argument gegen so ein monstergroßes Gefährt, sondern auch der Spritverbrauch und die Versicherungssumme. Kleinere Vans schneiden bei all dem deutlich besser ab, und bieten sich auch gerade deshalb an, weil man im Herbst und Winter, der ja nur noch 2  bis 3 Monate entfernt ist - ohnehin nicht mehr in einem Camper wohnen kann. Auch ist es sehr schwierig, mit einem solchen Gefährt in jeder größeren Stadt einen Parkplatz zu bekommen. In Toronto ist dies beispielsweise schlicht weg unmöglich, wenn man sich irgendwo in downtown aufhält. Da bleibt nur ein gebührenpflichtiger Parkplatz und der ist teuer.
Aus diesem Grunde, begannen wir uns nach einem extended Minivan (ist ein wenig länger) umzuschauen, bei dem wir die hinteren Sitzreihen ausbauen wollten. In so einem Van lässt es sich zwar nicht aufrecht stehen, doch schlafen und reisen geht. Unsere Suche erstreckte sich sowohl über das Internet (http://toronto.en.craigslist.ca/, http://ucda.carpages.ca/used-cars, http://autocatch.com/used-cars/2000~chevrolet~venture~442861.htm, http://bc.kijiji.ca/f-cars-vehicles-cars-trucks-W0QQCatIdZ174QQerrorIdZ1) als auch über den Besuch bei Autohändler. Davon gibt es zahlreiche im Bezirk North York (Toronto). Der Unterschied zwischen Kauf von einem Privatmensch und Kauf bei einem Händler ist zumeist vor allem der Preis. Händler schlagen auf den Preis zudem noch 13 Prozent Steuern drauf, die zusätzlich zum Kaufpreis dazukommen. Eine weitere Möglichkeit ist „Wholesale“. Dahinter verbirgt sich jemand, der autorisiert ist, Autos auf Versteigerungen zu kaufen. Wenn derjenige Euch nicht dahin mitnimmt und auch kein Mechaniker ist, wäre allerdings davon abzuraten. Andererseits ist es möglich auf diesem Wege sehr kostengünstig ein wirkliches Schnäppchen zu machen.
Schwackeliste für Kanada
Wie viel ein Auto, van oder Camper aber grundsätzlich in Kanada wert ist, lässt sich ziemlich gut über eine Seite im Internet bestimmen, die uns sehr weitergeholfen hat, da wir von Autos eigentlich absolut keinen Schimmer haben und nie einschätzen konnten, ob ein Angebot wenigstens ungefähr in Ordnung geht. Unter http://www.vmrcanada.com/canada_makes.htm ist es möglich Marke, Jahr und Besonderheiten des Fahrzeuges einzugeben und danach in einer Liste nachzuschauen, wie viel das Vehikel wert ist.   
Voraussetzungen für Autokauf in Ontario:  
Beim Kauf in bestimmten Gegenden in Ontario, sollte darauf geachtet werden, ob das Vehikel e-tested (emission tested) ist. Dies ist alle 2 Jahre vorgesehen. Es ist nicht möglich, ohne einen gültigen e-test in bestimmten Gebieten in Ontario zu fahren, die ihr hier nachschauen könnt: http://en.wikipedia.org/wiki/Ontario's_Drive_Clean.
Außerdem muss jedes Fahrzeug beim Kauf „certifyd“ sein; d.h. es muss ein Sicherheitstest am Auto vorgenommen werden. Viele Werkstätten sind hierzu berechtigt und beide Test zusammen kosten etwa 130 Dollar. Eigentlich soll der Vorbesitzer das certifying vornehmen, dass danach eine Gültigkeit von 30 Tagen hat. Danach verfällt es. Gelegentlich schreiben besonders Privatverkäufer in ihre Anzeige „buy as is“, was bedeutet, sie verkaufen ihr Auto zu einem günstigen Preis, das certifying muss jedoch vom Käufer übernommen werden. Kommt das Auto allerding nicht durch den Test, stehen größere Reparaturen an. Erst danach wird das Auto zugelassen.
Autoversicherung in Ontario und anderen kanadischen Provincen
Als Nicht-Kanadier ein Auto in Ontario versichern zu wollen, ist nicht so einfach. Viele Versicherungen und Versicherungsagenten brechen jedes Gespräch strikt ab, wenn sie hören, dass man nicht im Besitz der kanadischen Staatsbürgerschaft ist. Andere bieten einem Autoversicherung für 6000 oder 7000 Dollar pro Jahr an. Ein unverschämter Preis! Nach langer, langer Suche fanden wir endlich eine Versicherung, die einen etwas bessere „Quote“ anzubieten hatte. Es handelt sich um belairdirect. Sie nehmen für ein Jahr, in dem man eine Anschrift in Toronto als seinen festen Wohnsitz angibt ca. 4000 Dollar. Gibt man eine Anschrift ein wenig außerhalb ab (wir gaben vor in Pickering zu wohnen), ist der zu berappende Betrag immer noch bei etwa 3500 Dollar. Außerdem muss man noch mehr bezahlen, wenn mehrere Leute das Fahrzeug fahren wollen, oder man zwischendurch einmal in die USA reisen möchte. Diese Konditionen fanden wir immer noch nicht berauschend. Darum versuchten wir noch einmal über das Internet etwas günstigeres zu finden.
 Ist man auf der Suche nach einer Versicherung, dann ist die Seite von Kanetix (http://www.kanetix.ca/auto-insurance) zu empfehlen. Hier hat man die Möglichkeit, verschiedene Versicherungen zu vergleichen. Was aber noch wichtiger ist: Über deren Hotline kann man auch Kontakt zu den Versicherungen aufnehmen. Den Versuch die Versicherungen direkt zu kontaktieren, kann sich als überraschen schwierig herausstellen. Ich versuchte dies vor einigen Tagen mit Belairdirect und landete in einer Warteschleife, in der mir mitgeteilt wurde, alle Mitarbeiter seien gerade im Gespräch, ich müsse etwa 16 Minuten warten, bis jemand für mich frei sei. Nach etwa 10 Minuten kam eine neue Ansage, dass in spätestens 40 Minuten jemand für mich Zeit habe. Nach weiteren 10 Minuten kam eine Ansage, dass wenn ich in 40 Minuten nicht mit jemand persönlich gesprochen hätte, dann würde ich eine Kostenreduzierung für meine bereits abgeschlossenen Versicherungen erhalten. Welche Versicherung? Ich hatte ja noch gar keine! Dann kam wieder ganz lange Musik. Und es war so warm und ich glaube, ich bin zwischendurch mal eingeschlafen. Und als ich wieder aufwachte, spielte immer noch Musik und es kamen immer noch Ansagen, wie toll Belaidirect doch ist. Und dann habe ich aufgegeben.
 Als ich es kurz darauf über den Umweg der Kanetix- Hotline noch einmal versuchte, wurde ich ohne Probleme nach nur kurzer Wartezeit weiterverbunden. Der freundliche Mitarbeiter machte mir verschiedene Angebote, für verschiedene Autos, Vans und Camper. Zwar waren alle Angebote wesentlich billiger als jegliche der Konkurrenten. Aber immer noch verflixt teuer. Darum begannen wir, uns über die Versicherung in anderen Provincen zu informieren. Es stellte sich heraus, dass in Ontario private Versicherungsunternehmen operieren, während in Manitoba, British Columbia, Saskatchewan und Quebeck nur staatliche Versicherungen existieren, die im Vergleich zu den privaten sowas von günstig sind! In Manitoba kostet die Versicherung für einen Van, den wir eventuell kaufen wollten nur um die 700 Dollar pro Jahr. Außerdem konnte man auch Kurzeitversicherungen abschließen. Die privaten in Ontario wollen nur für ein Jahr versichern und sind äußerst schwammig, wenn man die Frage aufwirft, ob es Rückzahlungen gibt, falls man die Versicherungen wechseln will, oder das Auto stirbt. Andere Vorteile der Versicherung in Manitoba sind, dass man ohne Aufpreis auch in USA und alle kanadischen Provincen fahren kann. Außerdem können andere Leute das Vehikel fahren, ohne sich als zusätzliche Fahrer eintragen lassen zu müssen; man „verleiht“ sein Auto einfach.

Was auch noch sehr günstig kommt ist, wenn man ein Schreiben von seiner heimischen Versicherung mitbringt, indem steht, wie lange und unter welchen Umständen man schon in Deutschland ein Auto versichert hatte. Dieser Brief muss natürlich in englischer Sprache abgefasst sein und den Titel „claim experience letter“ tragen. Hilfreich kann zudem ein Schreiben vom Arbeitgeber sein, in dem bestätigt wird, wie wunderbar unfallfrei und sicher mit dem Firmenwagen gefahren wurde.
Einige Versicherungen verlangen auch einen Nachweis darüber, inwiefern ein „clean driving record“ vorhanden ist; d.h. sie möchten einen Brief sehen der anzeigt die FahrzeugführerIn hat keine Punkte in Flensburg gesammelt. Um so eine Bestätigung zu bekommen, wendet man sich an das Kraftfahrt-Bundesamt. Im Internet zu finden unter: http://www.kba.de/cln_033/sid_8C38E984D7A93EB33C94842E8565B2E0/DE/Home/homepage__node.html?__nnn=true

Unseren weiteren Resisepläne
Die Konditionen in Manitoba erscheinen uns perfekt; abgesehen davon, dass wir nun die Reise dorthin antreten müssen. Wir werden dabei eine Strecke etwa 2000 km überwinden müssen. Für Kanada ein Katzensprung. Unser Routenplaner sagt, es dauert  1 Tag und 4 Stunden. Für uns allerdings ist die Reise, da wir doch gerne zwischendurch schlafen – sicher mehrere Tagen lang. Hierfür versuche ich nun einen Mietwagen zu bekommen, den wir dann in Winnipeg wieder abgeben werden. Avis hat ein Angebot von etwa 183 Dollar für drei Tage. Klingt gut. Und in einer Woche soll´s losgehen. Bis dahin haben wir hoffentlich organisiert wo wir in Winnipeg schlafen und arbeiten können...to be continued!


Donnerstag, 21. Juli 2011

Wetterwarnung für Toronto

Wegen der brütenden Hitze, gibt es für Toronto heute eine „ Wetterwarnung“. Es ist mit 38 Grad einer der heißesten Tage seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Nur zwei andere Daten schlagen den heutigen Rekord: der 25. August 1948 (38,8 Grad) und der Anfang Juli 1936. Zwar begann die Wetteraufzeichnung erst ein Jahr später, doch es bestehen Aufzeichnungen die besagen, im Juli 1936 habe es Temperaturen bis zu 40,6 Grad gegeben. Mir reichen die 38 Grad schon vollkommen, die sich aber laut Internet-Wetter (http://www.theweathernetwork.com/weather/caon0696) wie 48 Grad anfühlen sollen.


Ernie liegt in einem Spingbrunnen, der zum Glück mit Trinkwasser gespeist wurde

Wie auch immer. Es ist heiß. In der ganzen Stadt ist das Rote Kreuz unterwegs und verteilt kostenlose Wasserflaschen. Die sonst so überfüllten Parks sind menschenleer, was ich nicht verstehen kann. Denn für mich fühlt es sich nicht schlimmer an, als schon seit geraumer Zeit. Einfach furchtbar heiß. In der Sonne ist es natürlich am schlimmsten. Zudem heizen sich die Gebäude unglaublich auf und stahlen Hitze ab. Ich wünschte, wir wären am Meer.
Die Hunde liegen faul in der Ecke. Immer in der Nähe der Klimaanlage. Am liebsten würden sie baden gehen. Leider gibt es hier aber keine gute und vor allem saubere Badegelegenheiten. Vor einigen Tagen sprangen sie in einen kleinen Fluss am Riverdale Park, in dem wir riesige Fische und sogar einen Biber schwimmen sahen. Als die Hunde wieder aus dem Fluss herauskrabbelten, stanken sie entsetzlich. Unsere Freunde erzählten uns später, dass in diesem Fluss bis in die 1990er Jahre ungeklärte Abwässer geflossen seien.  Doch da hatten unsere Hunde ihr Bad bereits hinter sich und waren beide krank. Erst Durchfall, dann hotspots. Die Hotspots mussten wir beim Tierarzt behandelt lassen, was – mit Antibiotika – stolze 200 Dollar gekostet hat. Seitdem ist baden verboten. Auch muss einer der Hunde nun eine Halskrause tragen, was mit beleidigtem Verkrümeln unter dem Küchentisch quittiert wird.

Arme Hundies! Wir versprechen ihnen täglich, dass wir diese urbane Gegend so bald wie möglich verlassen werden, um - hoffentlich umsäumt von weniger verschmutzter Natur- einen Monat auf dem Land irgendwo in Manitoba zu verbringen. Wenn´s nur schon so weit wär…

Freitag, 15. Juli 2011

Vom Arztbesuch in Kanada über den Versuch der Quark Herstellung zu Dingen, die wir in Toronto vermissen

Dinge, die wir hier vermissen, gibt es einige. Zum Beispiel Quark. In Kanada gibt es einfach keinen Quark. Da meine Reisebegleitung jedoch absoluter Quarkfanatiker ist, wurde nun wild das Internet durchforstet, wie man denn hierzulande zu einem ordentlichen Quark käme. Seiten wir www.chefkoch.de bieten verschiedenste Rezeptideen an. Probiert wurden in unserem Haushalt schon die Mischung aus Milch und Joghurt über Nacht an einem warmen Ort stehenzulassen, die kurze Zeit darauf zu einem leckeren Frischkäse wurde. Leider kein Quark. Danach probierte die Reisebegleitung eine Mischung aus Milch und Buttermilch. Und am nächsten Tag (tata!): wieder Frischkäse, schmeckte allerdings schon leicht nach Quark, fand ich. Meine Reisbegleitung war enttäuscht und murrte, dass das Ganze nicht nach Quark, sondern nach Handtuch schmecken würde. Das unschuldige Handtuch, dass wir zum Abtropfen der Mischung benutzt hatten, war beleidigt. Klassicher Fall von Enttäuschung. Aber das wird nicht anhalten. Es ist davon auszugehen, dass weitere Quarkexperimente unseres kleinen Teams folgen werden. Diesmal mit Buttermilch pur.
Mir fehlt der Quark weniger, als ein Stück Brot, dass man nicht zusammenknautschen kann, und dann ist es wieder Teig. Aber das gibt es einfach nicht. Ich war schon in den unterschiedlichsten Bäckereien. Und manchmal schauen die Brote direkt wie Vollkornbrote aus. Sind sie aber nicht. Jedes Brot hat stets die Konsistenz von Toastbrot. Und zumeist ist auch noch Zucker darin, denn die Kanadier lieben es süß. Zu süß für meinen Geschmack. Neulich habe ich in einer Bäckerei ein Stück Apfelkuchen probiert. Er schmeckte wie purer Zucker mit einem dezenten Hauch von Apfel darin. Einfach Ungenießbar. Ich lernte daraus, dass die meisten des hier so wunderbar anzuschauenden Gebäcks eher für ´s Auge bestimmt sind, nicht aber für meinen Gaumen.
Da Toronto aber eine sehr internationale Stadt ist, fanden die Reisebegleitung und ich dann schließlich doch einen idealen Kuchen-Ersatz: Churros. Das ist ein Gebäck, das mir schon aus Spanien und Lateinamerika bekannt war. Hier habe ich es im Kensington-Market gefunden…mit lecker Erdbeerfüllung und frischen Erdbeere dazu…hmmm!

Nachdem ich nun tagelang mit Halsentzündung im Bett lag, sind diese Churros das erste Gericht, was mir nicht in Breikonsistenz serviert wird. Halsentzündung, das hört sich ja gar nicht mal so schlimm an, aber das täuscht. Die Variante, die hier gerade rumgeht ist so schmerzhaft, dass man nicht mal seine eigne Spucke mehr schlucken kann, geschweige denn Tee oder irgendetwas anderes. Nach dem ich drei Tage ausgehalten hatte, musste ich klein beigeben und eine „Walk-In-Clinic“ besuchen. Dieser Ort ist kein tatsächliches Krankenhaus, sondern vielmehr eine Art Zusammenschluss verschiedener Mediziner, bei denen auch immer ein Allgemeinmediziner dabei ist. Und man kann jeder Zeit auch ohne Termin kommen. Vor dem Eingang der clinic fand sich dieses auf einem Schild:

Zwar habe ich natürlich eine Krankenversicherung, das interessiert jedoch zuerst kaum. Gleich beim Reinkommen musste ich 60 Dollar in bar bezahlen. Meine ADAC Krankenversicherung bezahlt jeden Betrag der über 50 Euro hinausgeht. Doch die ersten 50 Euro sind Eigenbeteiligung. Nach dem ich bezahlt und einige Unterlagen ausgefüllt hatte, durfte ich Platz nehmen. Und zwar eine ganze Weile. Andere Patienten schienen sich bereits mit den langen Wartezeiten auszukennen und stürmten gleich wieder raus, nachdem sie sich angemeldet hatten. Ich vermute, um bei einer der unzähligen Kaffeketten sofort einen mehr oder weniger genießbaren Kaffe aus dem Pappbecher zu trinken. Die Kanadier lieben ihre Kaffepapbecher. Besonders von der Kette „Tim Horton“, von der ich nur abraten kann…was die da als Kaffe verkaufen, möchte ich auf gar keinen Fall in mir drin haben! Aber, wir kommen vom Thema ab…viel, viel später kam eine Sprechstundenhilfe und rief meinen Vornamen auf. Sie bugsierte mich in ein kleines Zimmer. Der Arzt, der kurz darauf reinkam, war übrigens nur an seinem Stethoskop zu erkennen. Ansonsten sah er -wahrscheinlich ungewollt- er ...na weiß nicht...eben lustig aus. Er hat viele blonde Strähnchen, eine überdimensionale Brille, ein enges Hemd, was seinen Kugelbauch gut zu Geltung kommen ließ und dazu kurze Hosen und Socken, die er sich bis über das halbe Schienbein hochgezogen hatte. Und er hatte gute Laune und war kompetent..jedenfalls hat er mir was gegeben, dass funktioniert. Bin froh, hingegangen zu sein. Erst wollte ich ja nicht, weil es in Nordamerika Gang und gebe ist, bei jeder Diagnose ersteimal Antibiotika zu verschreiben. Aber manchmal muss es eben doch sein. Nun hoffe ich auf Besserung, damit ich mich ganz unserem nächsten Abenteuer widmen kann: dem Autokauf und der entsprechenden Versicherung.

Montag, 11. Juli 2011

Kulinarische Leckerbissen?





Wer denkt er/sie hat schon alles gegessen was auf der Erde lebt, der/die war noch nicht in Chinatown Toronto. So kann mensch jeden Tag durchs Viertel Streifen und seinen geschmacklichen Horizont erweitern. Dies gestaltet sich jedoch oft schwierig, da es für viele der exotischen Dinge die es zu kaufen gibt keine Gebrauchsanweisung zum Essen gibt oder manchmal einfach keinen englischen Namen. Selbst alteingesessene Chinatown-Kanadier müssen dann schon mal ein Buch hervorholen, um den Namen dieser Früchte zu erahnen. Auf unserer ersten Einkaufstour haben wir folgende Früchte erworben. Hilfe bei der Identifizierung ist erwünscht.Während Litschis bekannt sein sollten, haben wir die anderen Früchte vorher noch nie gesehen. Besonders ekelig ist die Jack Frucht oder Durian. Diese hat einen Geruch aus Schwefelwasserstoff und Melone (auch wenn sie noch nicht geöffnet ist). Dies führt dazu, dass der ganze Laden nach dieser Frucht riecht. In Südostasien, wo diese Frucht herkommt, gibt es auf einigen öffentlichen Plätzen neben dem obligatorischen Rauchverbot sogar ein Durian Verbot. Auch wir mussten sie nach einem Tag aus der Gemeinschaftsküche entfernen. Abgesehen davon wollte sie auch niemand essen. Für die, die auf Naturheilverfahren schwören und auf Antibiotika keinen Bock haben, können wir die Mangosteen empfehlen. Deren leicht bittere Schale wird zerrieben und dazu benutzt entzündete Wunden zu heilen. Mensch kann diese Frucht auch im ganzen Essen – aber Vorsicht – nur wenige, da sonst das Blut übersäuert und die Nieren versagen können. Dagegen ist die Rambutan total harmlos, sie sieht lustig aus und schmeckt auch noch gut.




Ernie goes Chinatown




Bei einem Rundgang durch eines der größten Chinatowns in Nordamerika gibt es jedemenge zu entdecken. Wer wie wir noch nie in einem Chinatown war, dem fällt zunächst auf das in diesem Stadtteil alles zweisprachig abläuft (chinesisch und zu unserem Glück auch englisch). Dies fängt bei dem gewöhnlichen Straßenschild an und setzt sich beim Besuch in der Bank fort. Hier muss Mensch übrigens kein perfektes Englisch sprechen, um in einer Bank oder Versicherung zu arbeiten. Es wird sogar darauf geachtet das einige PolizistInnen einen Chinesischen Migrationshintergrund haben. Manchmal gibt es sogar Geschichten, die für mich auf den ersten Blick ziemlich bizzar wirken. Während des letzten Wahlkampfes ereignete sich im Lucky Moose, einem Supermarkt in Chinatown, folgender Zwischenfall: Der chinesische Supermarkt Besitzer erkannte einen mutmaßlichen Dieb wieder, der zuvor einige Sachen aus seinem Laden gestohlen haben soll. Kurzer Hand sperrte der Besitzer den angeblichen Dieb in seinen Van ein und rief die Polizei. Als diese dann kam, verhafteten sie gerechter Weise erstmal den Besitzer des Ladens wegen Freiheitsberaubung. Doch das war nicht das Ende vom Lied. Kurz darauf entbrach in der Presse ein Streit darüber aus, ob der Ladenbesitzer nicht doch „gerecht“ gehandelt hat. Dies nutze der konserative Premierminister im Wahlkampf aus und besuchte den Laden, um seinem chinesischen Besitzer für den Einsatz für die „Gerechtigkeit“ die Hände zu schütteln. Hier sagt Mensch übrigens dazu: der Ladenbesitzer wurde zum political footballer (im deutschen wahrscheinlich zum politischen Spielball). Für mich wirkte diese Geschichte ziemlich verwirrend, da ich ja aus Deutschland gewohnt war, das konserative Politiker gerne über MigratInnen herziehen und sie als eine Gefahr darstellen. Hier bekommt das Wort konserativ einen ganz neuen, wenn auch nicht besseren Touch. Die Geschichte zeigt aber sehr gut, wo die poltischen Schwerpunkte in diesem Land liegen. Hier wird zwar nicht auf MigratInnen rumgehackt, dafür aber auf Leute die arm dran sind.

Montag, 4. Juli 2011

Was man alles so in Toronto tun kann…


...finde ich gerade heraus. Unmittelbar vor meiner Haustür befindet sich zum Beispiel die Ontario Art Gallerie. Mittwochabend ab 18.30h ist hier der Eintritt sogar frei. Mein Favorit der Ausstellung ist seitdem ich dort war ein Maler namens Hendrik Andriessen. Er malt schaurig-schöne Stillleben, sehr morbide und stehts mit einem Totenkopf. Außerdem gefällt mir das Bild „North Shore, Lake Superior“(1927) von Franklin Carmichael, dass ihr hier sehen könnt: 
Franklin Carmichael (Canadien, 1890-1945)North Shore, Prior Lake, 1927, Oil on canvas, Art Galerie Ontario, Toronto

Angrenzend an Chinatown, wo ich derzeit wohne, gibt es ein kleines Areal namens „Kensington Market“. Es ist voll von kleinen Cafe´s und Vintageshops (Secondhandläden), Bäckereien und Gemüseläden sowie etlichen Bioläden, die hier „Organic shop“ heißen. Regelmäßig besuche ich die unterschiedlichsten Einkaufsläden, immer mit einer von meiner Vermieterin geschriebenen Einkaufsliste. Leider habe ich oft keine Ahnung, was sie mir da eigentlich aufschreibt. Heute stand auf der Liste „Diapers“. Gemeint waren Windeln. Ein Wort, dass ich daheim vielleicht nicht so schnell auf meiner Vokabelliste gehabt hätte.Und wie unsagbar teuer solche Artikel hier sind! Da wundert Mensch sich dann auch nicht mehr über die enorm niedrige Geburtenrate und im Gegenzug dazu eher offene Einwanderungspolitik. Denn Kinder zu haben ist wirklich nur mit hohem finanziellem Aufwand möglich. Trotzdem haben meine Vermiter gleich zwei, mit denen ich jetzt auch regelmäßig abhänge. Und natürlich lerne ich dadurch entsprechend wichtige Dinge dazu: Spiderman und Batman sind nämlich viel cooler als Superman je sein wird. Und Wasserbalons sind besser, als alle zusammen!


Aber zurück zum Kensington Market. Am schönsten ist es dort am letzten Sonntag im Monat. Da gibt es dann den „Pedestrian Sunday“ bei dem die Straßen für Autos gesperrt werden, und überall auf dem Bürgersteig die verschiedensten Bands und Kleinkünstler zu sehen sind. Am Besten gefiel mir hier die Band „Harbour Sharks“ die eine wilde Mischung in petto hatten. In ein und demselben Stück änderten sie immer wieder das Tempo und spielten eine völlig neue Musikrichtung mit Wechsel zwischen Rock, Reggae, Jazz, Funk und Ska.

Mit den Hunden nach Kanada

Das schwierigste an der ganzen Sache ist der Transport selbst, da es strenge Vorschriften der IATA für den Transport von Haustieren im Flugverkehr gibt. Daher sollte mensch beim Kauf seiner Transportbox unbedingt darauf achten, dass diese IATA geprüft ist. Auch will der kleine oder große Wauwi nicht die ganze Zeit liegen müssen. Deshalb muss die Box so groß sein, das der Vierbeiner aufrecht drin stehen kann. Dabei lohnt es sich frühzeitig nach einer Box umzuschauen. Diese sind bei ebay oder in Baumärkten oft günstig zu erwerben. So konnten wir eine Ladenhüter-Box für unsere flat coated Retriver Hüdin für 80€ kaufen. Für unseren großen Labi hatten wir nicht so viel Glück und mussten zwei Wochen vor Abreise den Listenpreis von 220€ bezahlen.

Der Flug

Am Flughafen war ich froh, dass ich nicht alles alleine erledigen musste. Da zum einen die Hunde und die Boxen beaufsichtigt werden müssen. Am Check-in Schalter gab es erst mal einen kleinen Stau weil wir auf ausgebildetes Personal warten mussten, welches sich um Papierkram und Boxen kümmern sollte. Hier wurde zunächst überprüft, ob die Boxen auch groß genug sind für die Hunde. Nebenbei darf Mensch sich mit dem Check-in Personal und mit dem Ausfüllen von weiteren Formularen beschäftigen. Dabei ist es wichtig zu wissen, wie viel Hund und Box wiegen. Im Formular, das anschließend auf die Box geklebt wird, soll die nächste Fütterungs- und Trinkzeit angegeben werden. Hierbei habe ich erfahren, dass ich den Hunden bis vier Stunden vor Abflug lieber nichts zu trinken hätte geben sollen. Wie sich nachher rausstellte, ist es aber auf jeden Fall notwendig den Tieren vorher Wasser zu geben. Lediglich auf das Essen sollte der Hund 12h vor Abflug verzichten. Eine halbe Stunde vor Beginn der boarding-time konnte ich die Hunde zur Annahmestelle für Sperrgut bringen. Hier musste ich dann auf einen Zollbeamten warten, der in die Boxen krabbelt und sich alles noch mal ganz genau anschaut. Dieser war sehr hundefreundlich und nachdem ihn Ernie ausführlich und genüsslich das Gesicht ableckte, durften beide Hunde ihre Decken und Kuscheltiere behalten. Schließlich habe ich dann die Wassernäpfe mit Eiswürfel aufgefüllt, da diese im Gegensatz zu Wasser während des Transports nicht so schnell entweichen. Wie mir der Beamte erzählte, ist es eigentlich nicht vorgesehen während, vor oder nach dem Flug den Hunden Wasser zu geben. Der Wassernapf sei nur für den Notfall vorgesehen, wenn die Hunde irgendwo lange Zeit rumstehen. Wozu ich dann das Formular mit den Fütterungs- und Trinkzeiten ausfüllen musste konnte er mir auch nicht sagen. Nun ja, nachdem ich die Hunde mit einem Burger in ihre Boxen gelockt hatte, ging es für alle auf nach Kanada. Während des Fluges bekommt mensch eine customs declaration card. Hier unbedingt ankreuzen das mensch lebende Tiere einführt. Endlich angekommen musste ich natürlich erst mal zum Immigration officer und ein paar Fragen beantworten. Da das alles viel Zeit gekostet hatte, war ich der letzte am Gepäckband und glücklicherweise standen auch zwei Boxen mit Hundeinhalt daneben. Aber wie das ganze Zeug wegschleppen? Zum Glück gab es am Flughafen die sogenannten „Porter“ die gegen 14,40$ plus Trinkgeld alles auf einen riesigen Wagen wegtransportierten. Am Zoll wurden dann mehr oder weniger die Papiere kontrolliert. Eigentlich nur die Tollwutimpfung und die Chipnummer im Ausweis. Das ganze dauert vier Minuten und kostete für zwei Hunde gleich mal 40$. Ja, und dann konnte ich endlich den Flughafen verlassen. Die Hunde waren natürlich total durstig. Ernie hat alles getrunken, was möglich war. Ich glaube es waren 2,5 Liter. Beide Hunde waren jedenfalls total glücklich, dass das Rudel wieder vollzählig war und freuten sich auf ihren ersten Spaziergang in Toronto Chinatown.